: Kommt die Gatt-Einigung doch in letzter Minute?
■ Fortschritte bei Genfer Verhandlungen
Genf (taz) – Vorsichtiger Optimismus in Genf, Straßenschlachten in Seoul, Kabinettszwist in Tokio und Warnungen indischer UmweltschützerInnen bestimmten gestern den weltweiten Gatt-Poker. In der Nacht zum Montag hatten sich alle 115 Gatt-Staaten über das Vertragskapitel zu Antidumpingmaßnahmen geeinigt. EU und USA machten weitgehende Verhandlungsfortschritte in den Bereichen Film/ Audiovision und Begrenzung der Subventionen für die Flugzeugindustrie.
Vor diesem Hintergrund herrschte bei den Genfer Gatt-Unterhändlern gestern etwas Zuversicht, das gesamte 450 Seiten starke Vertragswerk doch noch innerhalb der vereinbarten Frist bis Mittwoch 24 Uhr (Ortszeit Washington) fertigstellen zu können. Zur endgültigen Beilegung der bilateralen Konflikte zwischen Brüssel und Washington sollte eine Sitzung der Außenhandels-, Agrar-, Finanz- und Wirschaftsminister der EU beitragen, die nach Redaktionsschluß noch andauerte.
Das Kabinett in Tokio konnte bis zum späten Abend nicht auf ein Angebot zur Öffnung des japanischen Reismarktes einigen. Gegen die von der südkoreanischen Regierung bereits in Genf unterbreitete Offerte zur baldigen Öffnung des heimischen Reismarktes demonstrierten gestern in Seoul Tausende von Kleinbauern und Studenten.
Vor „schweren ethnischen Konflikten und Bürgerkriegen“ warnte die indische Umweltschützerin Vandana Shiva, die letzten Mittwoch in Stockholm den Alternativen Nobelpreis erhalten hatte. In einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst erklärte Shiva, die im Genfer Gatt-Vertragsentwurf enthaltenen Patentschutz-Bestimmungen lägen „ausschließlich im Interesse der großen Saatgut- und Pharmakonzerne“ in den Industrieländern und bedrohten „die Existenz von Millionen Kleinbauern“ in den Ländern des Südens. Andreas Zumach
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