piwik no script img

Dioxin-Suche geht weiter

■ „Monitor“: Seveso-Gift in Schönberg

41 Giftfässer mit Dioxin aus Seveso liegen doch auf der Giftmülldeponie Schönberg. Das ARD-Magazin „Monitor“ will in seiner heutigen Ausgabe (ARD, 20.15 Uhr) neue handfeste Indizien dafür präsentieren.

Am 7. Dezember hatte Frieder Jelen, Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, das Ergebnis der von ihm in Auftrag gegebenen geophysikalischen Untersuchungen der Schönberger Deponie verkündet: Es sei definitiv auszuschließen, daß das Ultragift aus der italienischen Chemiefabrik auf Europas größter Giftmüllhalde abgelagert wurde.

Die Arbeitsgemeinschaft ARGE, die für Jelen die Untersuchungen durchführte, kommt nach „Monitor“-Informationen jedoch zu einem völlig anderen Ergebnis: Ein ARGE-internes Schreiben und eine Zeugenaussage belegen, daß die Arbeitsgemeinschaft nach eigener Einschätzung „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ auf die gesuchten Gift-Fässer gestoßen ist. Monitor-Autor Ekkehard Sieker gegenüber der taz: „Jelen hat die Ergebnisse der von ihm in Auftrag gegebenen Untersuchung in ihr genaues Gegenteil verkehrt“.

Angeblich wurden die 41 Giftfässer aus Seveso 1985 in einem Spezialofen in Basel verbrannt. Sieker allerdings liegt eine bisher geheime chemische Analyse des Inhalts der verbrannten Fässer vor, die von einem Schweizer Chemieinstitut im November 1984 erstellt wurde. Nach Aussagen von Chemiefachleuten und Erbauern der Firma Icmesa, deren Explosion 1976 das italienische Seveso mit Dioxin verseuchte, kann der analysierte Inhalt der Fässer keinesfalls aus der Unglücksfabrik stammen. In den Fässern befand sich nach Aussagen dieser Fachleute ein Stoff, der „nicht einmal theoretisch“ in dem Icmesa-Werk entstanden sein kann.

Angela Pape, Sprecherin der Lübecker Schönberg-Initiativen, sieht sich bestätigt: „Wir haben den Verdacht, daß systematisch alle Spuren beseitigt werden, die eine Aufklärung über die Einlagerung der Seveso-Abfälle ermöglichen“.

Marco Carini

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen