Makedonien von fünf EU-Staaten anerkannt

■ Skopje bietet Griechenland einen Vertrag über Zusammenarbeit an

Berlin/Skopje/Athen (taz/AFP/dpa) – Zwei Jahre nach ihrer Gründung und gegen lautstarke Proteste aus Athen ist die Republik Makedonien gestern von fünf „Kernländern“ der Europäischen Union (EU) anerkannt worden. In einer seit längerem abgesprochenen konzertierten Aktion nahmen Dänemark, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und die Niederlande volle diplomatische Beziehungen zu dem jüngsten Balkanstaat auf.

Der Zeitpunkt für die Anerkennung sei gekommen, lautete gestern die lapidare Begründung von Bundeskanzler Helmut Kohl. Völkerrechtlich war Makedonien bereits im April anerkannt worden, als es unter dem Namen „Frühere Jugoslawische Republik Makedonien“ in die UNO aufgenommen wurde.

Doch erst nach der gestrigen bilateralen Anerkennung werden die EU-Staaten Botschafter nach Skopje schicken. So lange war die EU der griechischen Argumentation gefolgt, wonach Makedonien weder unter seinem Namen noch mit seiner Staatsflagge, noch mit seiner Verfassung anerkannt werden dürfe. Athen hält sowohl den Namen als auch die Symbole seines Nachbarstaates für gefährlich, weil sich dahinter angeblich territoriale Ansprüche auf Griechenland verbergen.

Der makedonische Präsident Kiro Gligorov bekräftigte gestern, daß sein Staat „keine Gebietsansprüche gegenüber den Nachbarn“ erhebe. Um die „Dauerhaftigkeit der bestehenden Grenzen“ zu besiegeln, bot er ein entsprechendes Abkommen an. „Wir sind besonders an einer breitgefächerten Zusammenarbeit mit Griechenland interessiert“, sagte er.

Griechenland reagierte empört. Die Regierung warf der EU „mangelnde Solidarität“ und „Kurzsichtigkeit“ vor. Besonders scharf ist die Kritik an Deutschland, das laut Arbeitsminister Evangelos Iannopoulos ein „Viertes Reich“ anstrebe. Die Regierung hatte bereits vor Tagen ganz offiziell mitgeteilt, daß sie künftig den Grenzverkehr komplizieren werde, um den Ölpreis für Makedonien, das sich zu 100 Prozent über den Hafen von Saloniki versorgt, zu erhöhen.

Aggressive Positionen haben Tradition in Griechenland. Besonders geübt ist der jetzige Premierminister und langjährige Chef der „Panhellenischen Sozialistischen Bewegung“ (Pasok), Andreas Papandreou. Schon einmal – Anfang der 80er Jahre – kämpfte er sich mit antieuropäischen Slogans („EG und Nato sind ein Mafiahaufen“) an die Spitze des Landes. Als er dann Premierminister war, trat Griechenland beiden Mafiahaufen bei. Die nach innen radikale, nach außen moderate Politik hat sich bewährt: Heute garantiert die EU den einzigen kontinuierlichen Geldfluß von außen, und die Nato verschafft dem Land, das sich von mißgünstigen Nachbarn umzingelt fühlt, ein gewisses Sicherheitsgefühl. dora Seite 10