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Ihr Einsatz: Die Thea von der Bürger-Post

■ Klein Borstel: Wieder Proteste gegen Amtsschließung / Minister verspricht Prüfung

Schwarzarbeit? Nicht doch - Solidarität oder Imagepflege, oder vielleicht auch beides. Am Samstag hat sich die SPD-BundestagsabgeordneteThea Bock - einst Hamburgs Grüne Spitzenfrau und spätere GAL-Dissidentin - kurzfristig aktiv in die Protestfront gegen die Schließung des Postamts Stübeheide in Klein Borstel eingereiht. Zwei Stunden lang nahm sie im „Bürgerpostamt“ zusammen mit der Chefin der Bezirksversamm-lung Nord, Renate Herzog, Briefe und Weihnachtspakete entgegen und verkaufte Briefmarken.

Der Protest gegen die Schließung des Postamts Stübeheide dauert damit unvermindert an. Wie berichtet, haben sich zahlreiche Klein Borsteler in den vergangenen Wochen als außerdordentlich hartnäckig erwiesen. Täglich treffen sich die AktivistInnen vor der dicht gemachten Post, um ihren Unmut über die Maßnahme auszudrücken. Protestschreiben von Ex-Finanzsenator Hans-Jürgen Krupp oder den SPD-Bundestagsabgeordneten Peter Paterna und Thea Bock brachten bislang keine Revison des Schließungsbeschlusses. Auch eine Klage vor dem Hamburger Verwaltungsgericht war erfolglos.

Seit einigen Tagen ist nun in einem Zelt vor dem Ex-Amt in der Stübeheide das „Bürgerpostamt“, ein improvisierter Schalter, eingerichtet worden, das vor allem älteren Menschen den Weg zum nächsten offiziellen Postamt erspart. Am gestrigen Nachmittag verdeutlichten die Klein BorstelerInnen mit einer Lichterkette, wie lang die Strecke durchs Alstertal zum Postamt Hummelsbüttel ist.

Inzwischen schöpfen die AnwohnerInnen wieder neue Hoffung. In einem Brief an die „Bürgerbewegung für den Erhalt des Postamts in Klein Borstel“ sicherte Postminister Wolfgang Bötsch eine Überprüfung der Entscheidung zu. Er sehe zwar derzeit keine Veranlassung, im Rahmen der „Rechtsaufsicht einzugreifen“ und die Bundespost zur Öffnung dieser Filiale zu zwingen. Aber, so Bötsch: „In gravierenden Fällen - wie in Hamburg Klein Borstel - sollte das Unternehmen sich auf Wunsch der Kommunen eingehend mit neuen Argumenten oder in Betracht kommenenden Alternativen auseinandersetzen.“

In diesen Tagen würden daher Verhandlungen zwischen der Generaldirektion der Deutschen Bundespost, Postdienst, und der Stadt Hamburg stattfinden. Bötsch: „Ich kann ihnen versichern, daß ich mich in dieser Hinsicht engagieren und darauf achten werde, daß die Einhaltung des Infrastrukturauftrages sichergestellt wird“.

Kai von Appen

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