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Betr.: "Jedem das Seine und für jeden etwas" etc., taz vom 14.12.93

Klaus-Helge Donath hat einen strategischen Weitblick, der über die Reichweite des Odeurs seines After Shaves offenbar nicht hinausreicht. Einerseits hält er – nicht zum ersten Mal – Jelzin für einen Demokraten, wobei er andererseits allerdings auf die quasi-diktatorischen Vollmachten Jelzins gegen die faschistoiden Wahlsieger hofft („Hierin liegt eine Garantie für die Fortsetzung des Reformkurses und nicht zuletzt den Aufbau eines demokratischen Institutionenwesens...“) Christian Semler gar gibt gleich Handlungsanweisungen, wie das neugewählte Parlament am besten wieder aufzulösen sei, wenn es die falschen Beschlüsse faßt. Donath wiederum verniedlicht Schirinowski als „Possenreißer“.

Das „Auslandsjournal“ am 13.12.93 stellte dagegen die naheliegenden Überlegungen an, die einen das Lachen gefrieren lassen. Da wurde auf Schirinowskis außenpolitische Vorstellungen hingewiesen: Er will an der Westfront Ruhe haben (über Polen wird dann vielleicht mit Deutschland ein Pakt geschlossen), um sich um so ungestörter der instabilen Nahen Ostfront widmen zu können. In zwei Jahren, so der richtige Hinweis der öffentlichrechtlichen KollegInnen, hat Schirinowski gute Chancen, Jelzin mit seinen präsidialen Befugnissen (zum Beispiel außenpolitische Vollmachten) zu beerben. Und dann greift Possenreißer Schirinowski gemeinsam mit dem atomwaffengeilen Saddam Hussein nach der Herrschaft über die Ölquellen, und die USA schicken die 6. Flotte in den Golf. Das wird ein Spaß! Hans-Peter Hubert, Berlin

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