Nach den Wahlen: Wer umarmt die Python?

■ Serbiens Sozialistische Partei braucht Koalitionspartner zur Regierungsbildung

Belgrad (taz) – Bei den Demokraten knallten die Korken. Die Demokratische Partei darf sich als heimliche Siegerin der serbischen Parlamentswahlen fühlen – und das mit nur gut 7 Prozent Stimmenanteil. Aber es sieht ganz danach aus, als ob sie in der nächsten Regierung das Zünglein an der Waage spielen und ein paar Minister, vielleicht sogar einen Premierminister stellen würde.

Die Sozialistische Partei geht zwar mit einem Stimmenanteil von voraussichtlich 44 Prozent als stärkste Patei aus den Wahlen hervor. Und die Belgrader Vercernie Novosti schrieb ihnen schon einen „triumphalen Sieg“ zu. Aber die Sozialisten können bestenfalls mit 123 Mandaten in der serbischen Skupslina rechnen, das heißt sie besetzen weniger als die Hälfte des 250-Köpfe-Parlaments und zuwenig, um im Alleingang die Regierung zu bilden. Das Manöver mit Arkans „Serbischer Einheitspartei“, die das nationalistische Wählerpotential auffangen und in eine Koalition mit den Sozialisten einbringen sollte, schlug fehl – die Wähler nahmen die aufwendige Propagandashow des Emporkömmlings nicht ernst. Auch der potentielle Partner „Neue Kommunistische Bewegung Jugoslawiens“ scheiterte an der 5-Prozent- Hürde. Was nun?

Theoretisch könnten nun die sechs Oppositionsparteien, die den Sprung ins Parlament geschafft haben, eine Koalition eingehen. Draskovićs Depos-Bündnis kommt nach den letzten Hochrechnungen auf 44 Sitze – weitaus weniger als erhofft. Seseljs Radikale Partei ist die eindeutige Wahlverliererin – bei der letzten Abstimmung im Dezember 1992 konnte Seselj noch 73 Mandate erobern, dieses Mal sind es nur noch 41 oder etwa 13 Prozent aller Stimmen. Alle sechs zusammen kommen auf 131 Sitze und damit auf mehr als die Hälfte. Doch es ist unwahrscheinlich, daß sie sich einigen können. Wer aber wagt die Umarmung der Python, eine Zusammenarbeit mit der Sozialistischen Partei?

Der Chef der Demokratischen Partei, Zoran Djindjić, betont zwar immer wieder, daß er eine Minderheitsregierung der Sozialisten nicht unterstützen würde. Doch ausschließen will er eine Kooperation auch nicht. Und wenn er dieser Zusammenarbeit dann noch das Etikett „Regierung der nationalen Einheit“ veleiht und sie mit ein paar überparteilichen Fachkräften in der Regierung verziert, sieht sie schon viel weniger nach Opportunismus aus. Pressesprecher Jovan Nikolić rechtfertigte schon mal vorsorglich diesen Fall: Hauptsache, man komme ans Ziel, das da Veränderung heiße. Djindjić übt sich nun in der Rolle der umworbenen Braut. Er wartet auf attraktive Angebote. Karen Thürnau