piwik no script img

China: Eugenik-Gesetz

■ Pekings Führung will „Bevölkerungsqualität“ verbessern

Peking/Berlin (dpa/taz) – „Übt Geburtenplanung, erhöht die Qualität der Bevölkerung!“ heißt es in der VR China seit Anfang der achtziger Jahre. Die Bevölkerung des Landes hat sich in den vergangenen vierzig Jahren verdoppelt. Quasi als Nebenwirkung der chinesischen Bevölkerungspolitik, die die Ein-Kind-Familie zum Modell erhob, hat die Regierungspropaganda stets auch eine nützliche Wirkung für „die Qualität“ der Menschen in China hervorgehoben. Weniger Kinder, das bedeute besser ausgebildete, besser ernährte, besser versorgte Kinder – also gesündere Kinder und damit eine stärkere Nation, hieß es.

Jetzt plant die Führung der Volksrepublik China durch ein neues strenges Eugenik-Gesetz, künftig die Geburtenrate von körperlich und geistig behinderten Kindern zu drosseln. Das geht aus einem von der Nachrichtenagentur Xinhua am Montag veröffentlichten offiziellen Bericht hervor. Danach soll „Personen, die an Krankheiten wie Hepatitis, Geschlechtskrankheiten oder erblichen Geisteskrankheiten leiden“, die Eheschließung verweigert werden. Paare, bei denen „gewisse Infektionskrankheiten oder ein abnormaler Fötus diagnostiziert werden, soll der Abbruch der Schwangerschaft und eine Sterilisation nahegelegt werden“, hieß es in dem Xinhua-Bericht. Um welche Krankheiten es sich im einzelnen handelt, wurde nicht erläutert. Bereits jetzt werden vielerorts behinderte Paare zur Sterilisation gedrängt oder dürfen erst gar nicht heiraten. Gesundheitsminister Chen Minzhang pries das geplante Gesetz als effektive Maßnahme gegen die Ausbreitung von Infektions- und Erbkrankheiten. „China hat über zehn Millionen Behinderte, die durch bessere Kontrollen hätten verhindert werden können“, stellt Xinhua dazu fest.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen