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Japan schickt Tanker statt Geld

■ Japans Regierung spendiert ein Schiff als Zwischenlager für russischen Militär-Atommüll in Wladiwostok

Tokio (AP/dpa/taz) – Eigentlich hatte Japans Regierung versprochen, den russischen Militärs in Wladiwostok bei der Entsorgung radioaktiven Kühlwassers aus Atom-U-Booten finanzielle Hilfe zu leisten. Anlaß waren Proteste von Greenpeace, japanischer Demonstranten und der US-Regierung, als im Oktober russischer Atommüll im japanischen Meer verklappt wurde. Die Finanzhilfe materialisierte sich gestern in einem Tankschiff für die Zwischenlagerung radioaktiver Abfälle, das Japans Außenminister zur Verfügung zu stellen versprach. Mit dieser Übergangslösung, hieß es in Tokio, solle verhindert werden, daß Rußland weiterhin seinen Atommüll ins Meer kippt. Das hatte am Dienstag ein russischer General angekündigt, der nicht mehr weiß, wie lange die Frachtschiffe, auf denen das Zeugs heute lagert, halten werden.

In frühestens einem Jahr werden die Russen ein Endlager eingerichtet haben. Tanker seien für die Lagerung von hochradioaktivem Müll nicht geeignet, und selbst leicht atomare Abfälle sollten nicht viele Jahre in den Schiffen bleiben, hieß es weiter in Tokio. Derzeit liegen mehrere mit Atommüll beladene Tankschiffe in einem Hafen bei Wladiwostok; vermutlich werden sie nun in den japanischen Tanker umgeladen. Über Einzelheiten werde man im Januar sprechen. Der im Oktober westlich Japans verklappte Atommüll bedeute keine Gefahr für die Meeresumwelt, verlautbarten japanische Behörden gestern. Analysen hätten nicht mehr Radioaktivität ergeben als frühere Analysen auch.

Die Untersuchungen wurden von den japanischen Behörden für Meeressicherheit, Meteorologie und Fischerei an 14 verschiedenen Stellen vorgenommen, kurz nachdem die russische Marine Mitte Oktober 900 Tonnen schwach radioaktive flüssige Abfälle 550 Kilometer westlich von Hokkaido ins Meer gekippt hatte. Die Verklappung einer zweiten Ladung wurde gestoppt.

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