Gespanntes Warten auf den Höhepunkt

■ Die Lage in Deutschlands Hochwassergebieten war gestern prekär, in Belgien und den Niederlanden wurden Dörfer evakuiert

Köln wartete gestern auf die Flut. „Wir rechnen ganz fest damit, daß das Wasser am Abend über die Spundwände geht“, erklärte die Kölner Hochwasserschutzzentrale. Allerdings hatte sich der Anstieg des Rhein-Hochwassers in der Nacht deutlich abgeschwächt. So kletterten die trüben Fluten in der Domstadt am Morgen nur noch um fünf bis sechs Zentimeter pro Stunde. Am Altstadtufer der Domstadt zeigte der Pegel etwa 9,30 Meter. Die kritische Marke liegt bei knapp über zehn Metern.

In Bonn sind Abgeordnete des Bundestages aufgefordert worden, wegen Hochwassergefahr ihre Bonner Büros vorbeugend zu räumen. Wie ein Sprecher des Bundestages erklärte, habe das Hochwasser des Rheins inzwischen Teile der Tiefgarage des Bundestages unter Wasser gesetzt. Am heutigen Donnerstag werde mit einem Wasserstand bis zu 9,8 Meter gerechnet. Diese Flut würde dann die sogenannte Ladenzeile am Neuen Hochhaus, dem sogenannten Langen Eugen, erreichen.

Auch in weiten Teilen Bayerns hielt gestern das Chaos an. Im Regental-Gebiet vor den Toren Regensburgs wurden bis zum frühen Morgen 30 Menschen aus ihren untergehenden Häusern in Sicherheit gebracht. Und in der Regensburger Altstadt mußten Bewohner die ersten Meter zum Arbeitsplatz mit Schlauchbooten zurücklegen. In Südthüringen erreichten die Flüsse am Morgen ebenfalls kritische Werte. So war die Werra bei Meiningen auf drei Meter gestiegen, am Mittellauf ist ein Meter das Normale. An der Mosel hatte das Hochwasser in der Nacht seinen Höhepunkt überschritten. Am Dienstag abend hatte der Pegelstand in Trier 11,28 Meter erreicht, am Mittwoch morgen waren es um 7Uhr zehn Zentimeter weniger. Das ist jedoch noch immer der höchste Stand seit 200 Jahren. Aufatmen auch in Heidelberg: Der Neckar, der nachts stundenlang mit einer Rekordhöhe von 9,80 Metern durch die Altstadt geströmt war, sank am Morgen rasch.

Auch im Osten und Norden Frankreichs ist das Hochwasser weiter gestiegen. In Lothringen traten die Saar und die Mosel über die Ufer. In Belgien evakuierten Rettungsmannschaften der Feuerwehr entlang der Maas bis Mittwoch rund 1.400 Personen aus ihren Häusern. Rund 30 Einwohner des südniederländischen Dorfes Itteren sind in der Nacht zum Mittwoch mit Hubschraubern evakuiert worden. AFP/dpa