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Schirinowski droht und sagt Fernsehauftritt ab

■ Unklare Reisepläne des Faschistenführers

Berlin (taz/AFP) – Der russische Rechtsradikale Wladimir Schirinowski hat seinen für gestern abend geplanten Live- Auftritt bei dem Privatsender RTL abgesagt. Gründe seien nicht genannt worden, sagte ein Redakteur der Sendung Stern-TV. Auch sei offen, ob Schirinowski an seinem Deutschland-Besuch festhalten wolle. Das Visum Schirinowskis läuft heute ab. Der Füher der russischen Liberaldemokratischen Partei hält sich zur Zeit „privat“ in Österreich auf. Sein Treffen mit der rechtsradikalen DVU-Chef Frey am Dienstag abend auf dem Münchner Flughafen und der angekündigte Besuch hatte erheblichen Unmut provoziert.

Von Österreich aus drohte Schirinowski gestern seinen Kritikern im Ausland mit einer ominösen Geheimwaffe. Die nichtnuklearen „Elipton-Waffen“ seien in der Lage, die gesamte Welt zu vernichten, erklärte Schirinowski auf einer Pressekonferenz. Den Westen warnte er vor einer Einmischung in innerrussische Angelegenheiten. In Schirinowskis Schlepptau in Österreich ist sein „Freund“ Frey.

Mehrere Politiker hatten zuvor gefordert, den Auftritt des russischen Faschistenführers im Fernsehen zu unterbinden. Johannes Gerster (CDU) erklärte, Schirinowski sei in der Bundesrepublik eine unerwünschte Person. Karsten Voigt (SPD) bedauerte die Erteilung des Visums. Jürgen Rüttgers (CDU) verlangte, Verfassungsschutz und BND müßten die internationalen Kontakte der deutschen Rechtsextremisten überwachen. Schirinowski hatte im Oktober ein Treffen der DVU in Passau besucht. Zudem war er beim FDP- Parteitag 1990 und als Beobachter bei einem Treffen der Liberalen Internationalen im selben Jahr in Helsinki dabei. Damals sei allerdings noch nicht bekannt gewesen, daß Schirinowskis Liberaldemokraten „weder liberal noch demokratisch“ seien, so Graf Lambsdorff von der FDP.

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