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Betr.: "Bosnien", taz-Sonderausgabe vom 16.12.93

Für Eure Bosnien-Sonderausgabe möchte ich ganz herzlich danken. Die Berichte, Bilder und Reportagen haben mich tief berührt. Gerade die Stimmen aus Sarajevo, die das Grauen des Alltags, die „Kleinigkeiten“, die so zermürbend wirken, beschrieben, lieferten ein erschütterndes Zeugnis.

Diese Ausgabe war wichtig, um wieder auf das Geschehen hinzuweisen, keine Flugstunde von uns entfernt, über das mittlerweile nur noch auf den Innenseiten der Zeitungen berichtet wird. Er ist fast schon zur Tagesordnung geworden und löst, nachdem auch die Diskussion innerhalb von Bündnis 90/Die Grünen durch den Parteitagsbeschluß abgeschlossen wurde, keine großen Debatten mehr aus. Und das ist meines Erachtens das Schreckliche: trotz all der täglich dokumentierten Verbrechen und Massaker, fehlt der öffentliche Aufschrei, die Barbarei zu stoppen.

Sicher, es ist überlebenswichtig, humanitäre Hilfe zu leisten, Flüchtlinge zu holen und Transporte in die belagerten Städte zu organisieren. Da leisten vor allem Organisationen der Friedensbewegung ganz hervorragende Arbeit, die viel zu wenig Echo findet. Aber, es reicht doch nicht, nur auf dieser Schiene zu arbeiten, wenn Hunderttausende nicht erreicht werden und nicht fliehen können.

Es ist unabdingbar, endlich den Rücktritt des offensichtlich unfähigen Lord Owen und eine einheitliche, konsequente EG-Politik zu fordern, die auch Täter und Opfer beim Namen nennt. Leute wie Milosević, Karadžić, Arkan, Tudjman müssen öffentlich gebrandmarkt werden. Es ist zwar nicht realistisch, daß Demonstrationen diese Barbarei direkt stoppen können, aber es wäre ein wichtiges Signal für die Eingeschlossenen und es könnte das öffentliche Gewissen schärfen. Susanne Bell, Bonn

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