: „Im ganzen Land wird gekämpft“
■ Keine Waffenruhe in Bosnien-Herzegowina / Sarajevo vollständig von Wasser- und Stromzufuhr abgeschnitten
Sarajevo (AFP) – Trotz der vereinbarten Feuerpause haben sich die bosnischen Kriegsparteien über Weihnachten heftige Kämpfe geliefert. Der Sprecher der UN- Schutztruppen van Biesebroeck sagte, es werde praktisch in allen Teilen des Landes gekämpft. Allein am Donnerstag seien in Sarajevo 1.300 Geschoßsalven gezählt worden. Am Freitag wurden bei Angriffen auf die bosnische Hauptstadt drei Menschen getötet und 39 verletzt. Im Westen und Norden der Stadt waren auch am Sonntag die Detonationen schwerer Waffen zu hören. Im Stadtzentrum wurde mit leichten Waffen geschossen. Nach Radioberichten ist Sarajevo durch den Beschuß vollständig von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Unterbrochen ist auch das Telefonnetz.
In der abtrünnigen Region Bihać im Nordwesten Bosniens wurde am Freitag ein französischer Blauhelm-Soldat erschossen. Bei den Angreifern habe es sich offenbar um Anhänger des Führers der Region Bihać, Fikret Abdić, gehandelt. Muslime, Serben und Kroaten hatten am Mittwoch bei Verhandlungen in Brüssel eine Waffenruhe vom 23. Dezember bis zum 3. Januar vereinbart.
In Sarajevo war am Samstag nach einer einwöchigen Blockade ein Hilfstransport eingetroffen. In der Nacht zum ersten Weihnachtstag zelebrierte der Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger gemeinsam mit dem Erzbischof von Sarajevo, Vinko Puljic, eine Mitternachtsmesse. In anderen Kirchen kamen Christen und Moslems zu gemeinsamen Feiern zusammen.
Wahlen in Serbien
In Serbien sind die Parlamentswahlen am Sonntag in insgesamt 45 Wahllokalen wiederholt worden. Die Wahlen vom 19. Dezember waren dort wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten annulliert worden. Von der Wiederholung waren insgesamt etwa 20.000 Wähler betroffen. Auch wenn durch die Nachwahl nur mit einer geringfügigen Verschiebung des Gesamtergebnisses gerechnet wurde, könnte dies angesichts des knappen Wahlausgangs Auswirkungen auf die Mehrheitsverhältnisse im neuen Parlament haben. Die Wahlen wurden unter anderem in den Wahlkreisen Leskovac, Kragujevac und Pristina annulliert. Leskovac und Pristina werden mehrheitlich von Albanern bewohnt, die die Wahlen boykottierten. Nach den bisherigen Ergebnissen hatte die Sozialistische Partei (SPS) von Präsident Slobodan Milosević mit 123 Sitzen von 250 Sitzen die absolute Mehrheit nur knapp verfehlt. Sechs Oppositionsparteien brachten es insgesamt auf 127 Mandate. Milosević will am Dienstag mit den Führern der im Parlament vertretenen Parteien zusammenkommen. Wegen Unkorrektheiten wurden auch in einigen Bezirken der selbsternannten serbischen Republik Krajina in Kroatien erneut gewählt.
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