: Unterm Strich
In Südfrankreich ist Valentine Brodsky, die Witwe des russischen Malers Marc Chagall, gestorben. Die 88jährige hatte sich unter anderem für die Entstehung der Glasfenster für die Stephanskirche in Mainz nach den Vorlagen ihres Mannes eingesetzt. So war es denn auch der Mainzer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonfernez, Karl Lehmann, der als einer der ersten in einem Beileidstelegramm an die Hinterbliebenen ihre religiösen Verdienste hervorhob: Ihr Wort habe „wesentlich dazu beigetragen, daß wir in St. Stephan in Mainz diese kostbaren Zeugnisse einer großen Kunst und einer innigen biblischen Frömmigkeit als Vermächtnis der Versöhnung zwischen Juden und Deutschen bergen und hüten dürfen.“
Ganz und gar anderer Art sind die Folgerungen, die Horst „Derrick“ Tappert aus den jüngsten Entwicklungen in Deutschland zieht: In einem Interview mit der Rotterdamer Tageszeitung „Algemeen Dagblad“ erwägte der dienstälteste Kommissar des ZDF seine Auswanderung, weil sich das Land in einer tiefen politischen und moralischen Krise befände. O-Ton Tappert: „Deutsche sind neidisch auf jeden, dem es ein bißchen besser geht, Großzügigkeit fehlt hier.“ Bemerkenswert auch seine unterschiedslose Sicht auf West- und Ostgeborene: „Ostdeutsche lassen genauso den Kopf hängen, machen nichts, schimpfen nur, unterstützen wieder die alten Politiker. Ein kleines bißchen Sicherheit ist ihnen wichtiger als ihre Freiheit, und das stört mich gewaltig.“ Da wundert man sich natürlich, wie ein solch argwöhnischer Dissident es jahrzehntelang Woche für Woche in der Haut eines auf Lebenszeit verbeamteten Ordnungshüters für Millionen Fernsehzuschauer ausgehalten hat. Und jetzt flippt er aus: Als mögliche Emigrationsländer für sich nannte Tappert Italien und Norwegen. Gibt's demnächst also Derrick, den ergrauten Dandy, an der Seite von Cicciolina als Ersatz-Wepper, oder was?
Zu ähnlich spektakulären Äußerungen hat sich Anthony „Cannibal“ Hopkins hinreißen lassen. Gegenüber „Sunday Times“ bekannte der 55jährige Film- und Bühnenschauspieler, daß er sich im Theater langweilt: „Ich habe selbst schon Shakespeare auf der Bühne gespielt, aber wenn ich mir im Theater eines ansehe, ertappe ich mich immer bei dem Gedanken ,Wann kommt die Pause?‘“. Ferner gab Hopkins zu, daß er generell nicht sehr kulturbeflissen sei. So Sachen wie Ballett (so im O-Ton unserer allzeit geschätzten dpa-TickermelderInnen) gingen ihm schlicht auf den Geist. Dann schwiegen die Lämmer.
Weihnachten, das Fest der Brände: In New York ist die Wohnung der amerikanischen Literatur-Nobelpreisträgerin Toni Morrison am Samstag vor Santa- Claus – in den USA wird sich erst am Morgen danach beschenkt – aus noch ungeklärten Gründen abgebrannt, während die Schriftstellerin kurz außer Haus war.
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