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Überfall auf Slum

■ Anhänger der Junta in Haiti brennen Hütten nieder / Mindestens drei Tote

Port-au-Prince (AFP) – Bei einem Überfall auf ein Armenviertel von Port-au-Prince haben mutmaßliche Anhänger des haitianischen Militärregimes am Montag mindestens drei Menschen getötet und mehr als 200 Hütten niedergebrannt. Unter den Trümmern der Elendssiedlung Cité Soleil, einer Hochburg der Anhänger des haitianischen Exilpräsidenten Jean- Bertrand Aristide, wurden weitere Tote vermutet. Fünf Menschen kamen mit Schußverletzungen ins Krankenhaus.

Die Täter, die das Elendsviertel überfielen, wollten offenbar den Tod eines Funktionärs der „Front für die Förderung und den Fortschritt Haitis“ (FRAPH) rächen, die gegen die Rückkehr Aristides nach Haiti und seine Wiedereinsetzung in das Präsidentenamt kämpft. Die verstümmelte und verbrannte Leiche des örtlichen FRAPH-Schatzmeisters Issa Paul war am Sonntag abend gefunden worden. Die dem haitianischen Militärregime nahestehende Front macht gewalttätige Anhänger Aristides für seinen Tod verantwortlich. Mitglieder der haitianischen Sicherheitskräfte beteiligten sich nach Korrespondentenberichten an den Gewalttätigkeiten gegen das Armenviertel.

Der demokratisch gewählte Präsident Aristide lebt seit seinem Sturz durch das Militär im Exil in den USA. Ein im Juli unter Vermittlung der UNO zustandegekommenes Abkommen zwischen den Militärs und Aristide, das die Rückkehr des Präsidenten für Ende Oktober vorsah, scheiterte bisher an der Weigerung der Militärmachthaber, den Friedensplan einzuhalten. Die UNO verhängte deshalb ein Öl- und Waffenembargo gegen den Karibikstaat.

Die Gruppe der mit Haiti befreundeten Staaten – die Vereinigten Staaten, Kanada, Frankreich und Venezuela – drohte in der vergangenen Woche, die Sanktionen zu verschärfen, falls die Militärs nicht einlenken sollten. Geplant ist ein internationales Handelsembargo gegen Haiti, falls die Militärmachthaber nicht bis zum 15. Januar zugunsten von Aristide zurücktreten sollten. Die OAS hat ein solches Embargo bereits gegen den Inselstaat verhängt.

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