■ Mit dem Ozonwetter 1993 auf du und du: Husten im Regen
Berlin (taz) – Harald Schäfer, Umweltminister in Baden- Württemberg, wollte dieses Jahr in Heilbronn beweisen, daß Fahrverbote die allsommerliche Ozonbelastung mindern könnten. Straßensperren und Werbebroschüren waren vorbereitet, zum Einsatz kamen sie nicht. Wegen ausgefallenen Sommers fand der Heilbronner Ozonversuch nicht statt. Bei Dauerregen und Temperaturen unter 20 Grad, glaubte das Ministerium, fehle schlicht der Hauptdarsteller des Spektakels: das Ozon aus den Auspufftöpfen. Aber das Reizgas kümmert sich nicht um die Selbstdarstellungbedürfnisse eines Ministers. Das Umweltinstitut München hat zur selben Zeit im Auftrag von Biolandwirten den Ozongehalt bodennaher Luft auf bayrischen Bauernhöfen gemessen. Ozon entsteht auch ohne Sonnenschein und Sommerhitze: „Trotz der eher kühlen und regnerischen Wetterlage, mit Temperaturen meist unter 20 Grad“, schreibt das Umweltinstitut, sind regelmäßig mehr als 65 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen worden – Ozonkonzentrationen, die über dieser Grenze liegen, stören nach Meinung der EG-Kommission das Pflanzenwachstum. Der Schaden läßt sich sogar in Mark und Pfennig berechnen.
Mehrfach wurde aber auch der Grenzwert von 120 Mikrogramm überschritten, den der Verein Deutscher Ingenieure zum Schutz der menschlichen Gesundheit festgelegt hat. Landkuren sind nicht ratsam, sogar bei bewölktem Himmel ist mit Hustenreiz zu rechnen. Am 5. August zum Beispiel war im idyllischen Allgäu die Ozonkonzentration mehr als doppelt so hoch als in der City von München. Niklaus Hablützel
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