Silvesterkampf um die Sielwallkreuzung

■ Zahlreiche Verletzte bei Polizei und Gegnern / Mit Wasserwerfer gegen brennende Pappkartons

Eine dreistündige Straßenschlacht haben sich in der Silvesternacht auf der Sielwallkreuzung rund 200 Polizisten mit einigen hundert Gegnern geliefert. Die Polizei meldete anschließend 22 leicht verletzte Beamte, einen ausgebrannten Zivilstreifenwagen und zahlreiche demolierte Einsatzfahrzeuge. Zehn Randalierer seien festgenommen worden. Ihnen drohe jetzt eine Strafanzeige u.a. wegen Landfriedensbruch und Körperverletzung. Beobachter schätzten die Zahl der von Polizisten verletzten Personen auf rund 30.

Die auf beiden Seiten mit Härte geführte Auseinandersetzung stand in einer achtjährigen Tradition von Sielwall-Kreuzungs-Randale. Nach Plünderungen und schweren Zusammenstößen in früheren Jahren war die Auseinandersetzung in den vorangegangenen beiden Silvesternächten allerdings dank einer Deeskalationsstrategie der Polizei weitgehend harmlos geblieben.

Anders dagegen an diesem Jahreswechsel. Bereits vor Mitternacht hatte die Polizei mit zahlreichen Mannschaftswagen und rund 50 Zivilbeamten an der Sielwallkreuzung Präsenz demonstriert. Auf ihren Einsatz mußte sie allerdings bis kurz vor ein Uhr warten, denn zuvor hatten sich nur ein paar vereinzelte Schaulustige auf die Kreuzung verirrt. Einige auf der Mitte der Kreuzung entzündete Pappkartons gaben dann den Startschuß für den Kampf. Die Oberleitungen der Straßenbahn seien in Gefahr gewesen, so die offizielle Begründung.

Zivilbeamte gingen mit Feuerlöschern auf den kleinen Brand los, mußten sich aber nach heftiger Gegenwehr wieder zurückziehen. Erst zwei heranbeorderte Wasserwerfer pusteten dann die Flammen aus – und die Menschen von der Kreuzung. Doch die gepanzerten Fahrzeuge boten auch ein willkommenes Ziel für den nächsten Angriff der Gegenseite. Leuchtspurmunition, Knaller, Flaschen und Steine flogen auf die Beamten. Und am Dobben, Höhe Kreftingstraße, wurde aus Müllcontainern und zusammengeschobenen Autos eine Barrikade errichtet.

Auch das Feuer auf der Sielwallkreuzung war mit abgerissenen Brettern aus der Verschalung eines anliegenden Ladens inzwischen wieder angefacht worden. Die Polizei ging wiederum mit einem Wasserwerfer vor. Dessen harter Strahl drückte das Fenster eines anliegenden Hauses ein und setzte die Wohnung unter Wasser. Mehrere Personen bekamen Pulver aus Handfeuerlöschern in die Augen, andere wurden von Schlagstöcken getroffen, darunter auch Kinder (vgl. Interview). Auch auf die Beamten flogen wieder Steine, Böller und Flaschen. Erst gegen 3.30 Uhr war die Auseinandersetzung beendet.

Während die Polizei „äußerst aggressive Jugendliche, sogenannte Szeneangehörige und auch Hooligans“ für die Ausschreitungen verantwortlich machte, warfen Augenzeugen der Polizei inzwischen völlig unverhältnismäßiges Vorgehen vor. Die Randale sei nicht organisiert, sondern durch den massiven Polizeieinsatz geradezu erst provoziert worden. Ase