: Die Flut kommt... -betr.: Nach uns die Sintflut, taz vom 27.12.93
Betr.: Nach uns die Sintflut, taz vom 27.12.93
„Keine verschärfte Situation für die Weser und die Flüsse um Bremen“ und „weite Überschwemmungsbereiche hier im Gegensatz zum engen Rheintal, das jetzt alle Sünden im Wasserbau der letzten Jahrzehnte schlucken muß“.
So lauten die beschwichtigenden Berichte in den Bremer Zeitungen.- Als wenn uns das alles nichts anginge. Dabei wird feste weiter daran gedreht, daß es auch bei uns zu Flutkatastrophen kommen kann und eines Tages wahrscheinlich auch kommen wird. Aber dann von zwei Seiten: von See her und vom Binnenland aus den Flüssen. Man braucht nur ein wenig weiter zu rechnen: vor 100 Jahren betrug der Tidenhub im Bereich des heutigen Weserwehrs südlich der Bremer Innenstadt ganze 30 Zentimeter. Heute sind es mehr als 4 Meter! Alles menschengemacht: Hafenbau, Eindeichungen und Flußregulierungen aller Art haben es bewirkt. Künftig kommt der Anstieg des Meeresspiegels dazu. Mit der Außenweservertiefung wird jetzt an dieser Schraube drastisch weiter gedreht; für den Bau des Containerhafens in Bremerhaven- aber ebenso in Ems und Dollart für die Meyerwerft in Papenburg, von der jetzt auch die Ditzumer Fischerprofitieren wollen.
Nach uns die Sintflut: Was scherrt uns das, was in 50 oder erst in 100 Jahren passiert. Wir sind an der Macht und wollen es bleiben! Wir wollen nicht nur leben, wir wollen sehr gut leben! Auf Kosten künftiger Generationen, heißt das, vielleicht auch schon auf Kosten jetziger.
Gnade uns Gott, wenn hier über eine längere Zeit mit gewaltigem Regen ähnlich wie jetzt am Rhein und mit lange anhaltenden Nordweststürmen das hochstehende Wasser die Binnendeiche aufweicht oder überschwemmt. Dann können unter anderem die Sperrwerke das Wasser nicht mehr zur Nordsee entlassen. .Ökologisches Denken auf allen Ebenen war schon lange vorher gefordert und nicht erst, wenn es zu spät ist- wie jetzt im Rheinland oder bei Umweltminister Töpfer, der jetzt wohl nur ins „Nachdenken“ gekommen ist, seitdem ihm dort das Wasser bis zum Halse steht.
Gerold Jannssen
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