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Keine Rübenbahn -betr.: "Privatbahn für Zuckerrüben", taz vom 30.12.93

Betr.: „Privatbahn für Zuckerrüben und Pendler“, taz vom 30.12.93

Schon in der Schlagzeile ist fast jedes Wort falsch. Die EVB ist keine Privatbahn, sondern eine Gesellschaft, die dem Land Niedersachsen und Anliegerkreisen gehört. Sie ist lediglich privatrechtlich organisiert, so wie Wasserwerke und Stromkonzerne. Wer würde diese Firmen mit einer Mehrheit des Staates als Privatbetriebe bezeichnen?

Im Jahre 1993 wurde keine einzige Zuckerrübe mehr auf den Gleisen der EVB gefahren. Der Empfänger Zucker A.G. Uelzen hat 500.000 Tonnen auf die Straße verlagert. Wie kann dem sachkundigen Autor so etwas entgehen?

Weiter im ersten Absatz: die Bundesbahn Bremerhaven-Hesedorf (und weiter Richtung Hamburg) war nie stillgelegt. Das besondere an der EVB ist ja gerade, daß sie eine von der Stillegung bedrohte Strecke übernahm und mit seit 25 Jahren nicht mehr im Personenverkehr befahrenen Abschnitten zu einer neuen Linienführung verknüpfte (Bremerhaven-Neugraben). Sechste Seite, erster Absatz: „So bleibt der jungen EVB im Güterverkehr bisher nur die Zuckerrübe.“ Die „junge EVB“ gibt es bereits seit 1981. Vor 12 Jahren wurden zwei kleinere Bahngesellschaften zur EVB fusioniert. Die neuen Strecken kamen also nur dazu. Bis heute transportiert die EVB alles mögliche: Torf, Dünger, Futtermittel, Kartoffeln, Bundeswehrfahrzeuge und anderes – nur keine Rüben mehr! Das Wohl und Wehe einer Regionalbahn an einem längst gestrichenen Transportmittel festzumachen, grenzt an journalistische Fahrlässigkeit.

Bereits zum 5.10.93, dem Datum der Erstausstrahlung unserer Dokumentation „Alte Bahn unter neuem Dampf – das Verkehrsprojekt Elbe-Weser“ hatten wir TAZ-Redakteur Dirk Asendorpf auf diese zweijährige profunde Recherche hingewiesen und zur Nutzung angeboten. Er stellte eine Besprechung in Aussicht- stattdessen erschien nun dieser verwirrende Artikel. Angesichts der bevorstehenden Privatisierung der Staatsbahnen und einer Regionalisierung ihrer Nebenstrecken mit der Gefahr massiver Stillegungen, ist es besonders wichtig, daß die Öffentlichkeit über Alternativen dazu richtig informiert wird. Unser Film macht Mut, um jede Schienenstrecke zu kämpfen und die Mobilität ohne Auto auch auf dem Land zu erhalten und zu verbessern. Die NDR-Fernsehfassung (44 Minuten) ist für 150.- DM und die Langfassung (60 Minuten) für 200.- DM inklusive der öffentlichen Vorführrechte beim ECOMEDIA Verlag, Nils-Holger Schomann, Postfach 306328, 20329 Hamburg gegen V-Scheck zu erwerben. Nils-Holger Schomann (Regisseur),

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