: Wachwechsel im Flughafen Fuhlsbüttel
■ Bundesgrenzschutz übernimmt Bereich „Luftsicherheit“ von der Polizei Von Kai v. Appen
Bundesinnenminister Manfred Kanthers Truppen haben neben den Hamburger Bahnhöfen jetzt auch den Flughafen erobert - oder anders gesagt: „Wachwechsel auf dem Hamburger Airport“. Seit gestern ist dem Bundesgrenzschutz (BGS) neben der Einreise- und Paßkontrolle auch der bisher von der Hamburger Polizei verwaltete Bereich „Luftsicherheit“ unterstellt.
Mehr als 20 Jahre war die Polizei für die Sicherheit des Luftverkehrs in Fuhlsbüttel zuständig. Rund 230 BeamtInnen und Angestellte waren im Mehrschichtdienst rund um die Uhr im Einsatz - patrouillierten in den Terminals und auf dem Rollfeld, führten Gepäck- und Personenkontrollen durch. Die „PD 328 - Dienstgruppe Flughafen“ war der Revierwache 34 (Wördenmoorweg) in der Polizeidirektion Ost unterstellt.
Aufgrund der weltweiten Flugzeugentführungen und Sprengstoffanschläge Mitte der siebziger Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen nochmals drastisch verschärft und das Personal aufgestockt. Seit 1970 kontrollierte die Polizei 55 Millionen Fluggäste. Dabei nahmen die Beamten und Angestellten den Passagieren 323.000 „gefährliche Gegenstände“ ab.
Nach der Vereinigung - durch den Fall der Mauer war für den Bundesgrenzschutz nicht mehr soviel zu tun - entstand der Plan, ebenso wie in Frankfurt auch in Hamburg dem BGS den Bereich „Luftsicherheit“ zu übertragen. Dafür wurde eigens ein Gesetz verabschiedet. Um die neue Aufgabe bewältigen zu können, wurden 175 zusätzliche BGSlerInnen in den vergangenen Tagen an den Hamburger Airport abkommandiert.
Bei der Polizei ist man mit der Neuorganisation nicht unglücklich. Revierleiter Volker Sonntag: „Der Einsatz am Flughafen hat durch den Schichtdienst immerhin 200 Mitarbeiter gebunden.“ Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht die Kompetenzabgabe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. GdP-Vorstandsmitglied Uwe Harms: „Es ist schade um die Mitglieder, die der Gewerkschaft verloren gehen.“
Allerdings hebt Harms hervor, daß von den 100 angestellten PolizistInnen niemand entlassen worden ist. 40 MitarbeiterInnen wechselten freiwillig zum BGS, 60 Angestellte sind bei der Polizei mit anderen Aufgaben betraut worden. Harms: „Zum Beispiel in der Konsulatsbewachung. Da braucht man keine ausgebildeten Beamten, die eine 150 000-Mark-Ausbildung haben.“ Diejenigen, die zum BGS gegangen sind - dort gibt es übrigens eine bessere Bezahlung -, haben zudem die Option, zur Polizei zurückzukehren.
Kompetenzübertragungen hanseatischer Sicherheitsbehörden an den BGS sind nicht neu: Bereits im vorigen Jahr hatte die Kanther-Truppe die Aufgaben der Bahnpolizei übernommen.
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