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Weiland geht ...

■ ... und kommt durch die Hintertür zurück / SPD-Politiker verläßt Stahlwerke

Er geht, aber so ganz draußen ist er dennoch nicht. Gerd Gustav Weiland, graue Eminenz der Wandsbeker SPD und bisher Chef der konkursgefährdeten Hamburger Stahlwerke (HSW), ist zum Jahresende als Geschäftsführer zurückgetreten. Seine Unternehmensanteile (50 Prozent) hat er an den zweiten Geschäftsführer Wolf Dietrich Grosse übergeben. „Seit dem 4. Januar bin ich bei den HSW nicht mehr als Gesellschafter beteiligt,“ teilte Weiland gestern der Deutschen Presseagentur mit.

Begründung für Weilands Demission nach Angaben Grosses: „Um dem Vorwurf der Verfilzung zu entgehen“. Die Stahlwerke hatten in den vergangenen Jahren wegen hoher Verluste immer wieder Erhöhungen der Ausfall-Bürgschaften durch die Kreditkommission der Bürgerschaft beantragen müssen. Weiland ist auch Vorsitzender des Haushaltsausschusses der Bürgerschaft.

Mit dem Rückzug aus den Stahlwerken, Verlust 1993 rund 15 Millionen Mark, ist das Kapitel HSW für Weiland aber dennoch nicht abgeschlossen. Zumindest indirekt wird er weiter an dem Unternehmen beteiligt sein. Dafür sorgt eine zweite Entscheidung des Unternehmens. Danach soll die zu je einem Drittel Weiland, Grosse und einem weiteren Anteilseigner gehörende Firma Westdeutsche Draht-Industrie-Baustahl (WDI, Sitz in Hamm), den HSW als Tochterunternehmen angegliedert werden. Durch die damit verbundene, noch nicht genau bezifferte Kapitalaufstockung der HSW, hält Weiland dann doch wieder Anteile an den Stahlwerken. Bei einer - angenommenen, aber nicht unrealistischen - Aufstockung von zehn Millionen Mark wären das immerhin Anteile in Höhe von 3,3 Millionen Mark.

Daß die nicht in den Sand gesetzt werden, dafür will trotz Stahl-Baisse Hamburgs Senatschef sorgen. Henning Voscherau plädierte gestern dafür, Stahlwerke und dazugehörige Arbeitsplätze „mit Zähnen und Klauen“ zu verteidigen.

uex/dpa

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