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Kirche zeigt Einigkeit

■ Bischöfin zieht „Messer“-Vorwurf zurück

Mit einer gemeinsamen Pressekonferenz versuchten Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen und der Leitende Bischof Nordelbiens, Karl Ludwig Kohlwage, gestern einen Schlußstrich unter die Dienstsitz-Affäre zu ziehen. Vor laufenden Kameras nahm Jepsen den Vorwurf einer gegen sie inszenierten Kampagne zurück. Der Satz, sie habe das Gefühl, „ins offene Messer gelaufen zu sein“, sei anders gemeint gewesen. Jepsen: „Ich habe dabei nicht daran gedacht, daß mir jemand ein Messer entgegenhält, sondern wollte vielmehr damit ausdrücken, verwundet zu sein.“

Der Streit um den Dienstsitz der Bischöfin hält die Kirche seit einer Woche in Atem. Doch nachdem es zunächst eine Welle der Entrüstung gab, weil Jepsen in eine Osdorfer „Villa“ ziehen wollte, die eine Million Mark gekostet hat, ist die Stimmung jetzt umgeschlagen. Blumen, Telegramme, Briefe aus der ganzen Bundesrepublik mit der Aufforderung durchzuhalten hat die zur Zeit noch in Harburg wohnende Geistliche bekommen. Zwei Pastoren boten sich gar an, ihre Pastorate zur Verfügung zu stellen.

Auch der Konvent der Pröbste stellte sich gestern hinter ihre Chefin. Ein Pastorat sei kein „Luxus“, sondern ein Kommunikationszentrum, ohne das die Arbeit einer Pastorin nicht möglich sei, erklärte Probst Fritz Herberger. Man sei vom Sturm der öffentlichen Entrüstung „aufs höchste überrascht gewesen“, ergänzte der Lübecker Bischof Kohlwage. Er habe seiner Amtskollegin am Dienstag zum Verzicht auf das Osdorfer Haus geraten, „weil klar erkennbar war, daß die Glaubwürdigkeit von Personen drohte, Schaden zu nehmen.“

Doch kirchenintern wird Kohlwage dieser Schritt übel genommen. Als es zum Eklat kam, habe sie vermißt, „daß die für den Hauskauf Zuständigen auch klar zu ihrer Verantwortung stehen, um Jepsen vor weiteren Angriffen zu schützen“, kritisierte die Synodal-Präsidentin Elisabeth Lingner. Die Vorgänge seien Ausdruck des gestörten Verhältnisses zwischen Männern und Frauen in der Kirche. Sie werde darauf bestehen, daß geklärt wird, „was da im Hintergrund brodelte und jetzt hochgegangen ist“.

kaj

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