■ Rosi Rolands wahre Geschichten: Grüne Senatoren sprachlos
Die beiden Grünen in Bremens Senat haben nicht viel gemeinsam. Aber neuerdings haben sie ein gemeinsames Problem: ihnen fehlt die Stimme. Nun ist dies allerdings keine Folge grippaler Heiserkeit, sondern es handelt sich um ein Mißgeschick personalpolitischer Art, das Senator und Senatorin ereilt hat. Beiden sind die Pressesprecherinnen abhanden gekommen. Und Ersatz ist nicht in Sicht.
Ralf Fücks hatte nach der Bürgerschaftswahl vor gut zwei Jahren die Radio-Bremen-Journalistin Barbara Schulte als Sprecherin seines Umwelt- und Stadtentwicklungsressorts gewinnen können. Doch die teilte ihm jetzt mit: „Lieber Ralf, mein Zweijahresvertrag ist abgelaufen. Und verlängern möchte ich ihn lieber nicht, denn aus Bonn winkt ein interessanterer Job.“ Schulte soll aus der Noch- Hauptstadt als Politik-Korrespondentin für Radio Bremen arbeiten.
Noch weniger Glück hatte Helga Trüpel mit ihren Sprechern. Hatte sie ihre erste Wahl, der grüne Politiker Ernst Hoplitschek, doch schon in wenigen Wochen in die Verzweiflung und zur Unterzeichnung eines Aufhebungsvertrags getrieben.
Und auch Ilse Scheinhardt, die nach längerer Vakanz den Posten übernahm, blieb nur wenige Monate bei der Stange. Noch bevor Bremens Journaille sie überhaupt recht kennengelernt hatte, war sie schon wieder im hinteren Teil der Kulturbehörde verschwunden. Und übrig blieb wie bereits zuvor als kommissarische Sprecherin Barbara Löhr – dummerweise allerdings ohne besondere Liebe zu dem Stimme-Deiner-Frau-Job.
Doch den muß sie nun – ob mit Spaß oder ohne – machen. Denn in Trüpels Doppelressort für Kultur und Ausländerintegration gibt es partout keine freie Stelle mehr, die sich mit einer neuen Sprecherin besetzen ließe.
Das ist schon dumm. Aber noch dümmer kommt es für Ralf Fücks. Der ist nämlich allzuleicht geneigt, alles Mißgeschick der Welt zu allem Überfluß auch gleich noch persönlich zu nehmen. Und da kam es ihm gerade Unrecht, daß ihn nicht nur seine verdiente Sprecherin gen Bonn verläßt, sondern daß ihm anschließend auch gleich noch die ersten beiden ausgeguckten Nachfolger einen Korb gegeben haben.
Da tröstet es den grünen Senator wenig, daß er im Unterschied zur grünen Senatorin für seine nichtvorhandene Stimme zumindest eine vakante Stelle hat, vermutet
Rosi Roland
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