■ Kommentar: Nur Mut!
Was braucht der Journalist, um in der rechten Szene recherchieren zu können am meisten? Na? Einen Sinn für Komik! Wenn jetzt rauskommt, daß Klaus Blome für das Bundesamt für Verfassungsschutz gearbeitet, dann ist das schon ein echter Brüller. Schade nur für die Kölner, daß der Mann in so viel nun auch nicht eingeweiht war. Die wichtigen Fragen werden beim Obermufti in München entschieden, sowieso.
Aber neben aller Komik bleiben noch reichlich Ungereimtheiten: Wenn es stimmt, daß die DVU von der früheren Nebentätigkeit ihres Spezis wußte, warum hat sie dann so lange dichtgehalten? Immerhin hatte Blome schon einmal die Partei verlassen und war dann aber wieder umgefallen und reuig zurückgekrochen. Warum? Warum lädt der große Vorsitzende Frey einen ehemaligen Spitzel zum vierwöchen Kururlaub in seine Villa? Ein Spielchen mit den Schlapphüten, oder was?
Wir dürfen also gespannt sein, welche Wellen dieser Fall noch schlagen wird. Am Montag tagt die Parlamentarische Kontrollkommission. Dann wird es vielleicht eine offizielle Bestätigung der Geschichte geben, aber mehr werden uns weder die Verfassungsschützer selbst noch ihre Kontrolleure verraten. Bleibt zu hoffen, daß Blome selbst den Mut aufbringt, den viele Spitzel weiter östlich nicht aufgebracht haben: Den Mut, seine Geschichte zu erzählen. Zum Reden gibt es nur eine Alternative: Zusammenbruch unter der Beweislast. Deshalb: Nur Mut, Klaus Blome!
Jochen Grabler
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