: Rechtsextreme ohne Bild und Wort
■ Keine Wahlwerbung für Reps und andere rechte Parteien im Springer-Verlag / Einzelfallprüfung in anderen Häusern
Rechtsextreme Parteien, die im Superwahljahr '94 eine Anzeige im Springer-Verlag schalten wollen, haben keine Chance. Ein Vorstandsbeschluß, der letzte Woche noch einmal bekräftigt wurde, gelte für alle Titel des Hauses und damit auch für die in Berlin herausgegebenen Tageszeitungen Morgenpost, Bild, B.Z. und Welt. Dies bestätigte gestern die Pressereferentin des Springer-Verlages in Hamburg, Edda Fels, auf Anfrage der taz.
Abgelehnt würden künftig sowohl Anzeigen der Reps, der NPD, DVU sowie aller Organisationen, die vom „Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft werden“. Betroffen sei auch die Werbung von Wahllisten, an denen solche Gruppierungen mitarbeiteten.
Zur Begründung verwies Fels auf den für alle Mitarbeiter bindenden Grundsatz des Springer- Verlages, nach dem „jegliche Art von politischem Totalitarismus“ abgelehnt werde. Darunter fällt nach dem Springer-Vorstandsbeschluß auch die Deutsche Kommunistische Partei (DKP), von der ebenfalls keine Anzeigen angenommen werden dürfen. Bei der PDS – die sich in den letzten Wochen nach den Brandenburger Wahlerfolgen im Aufwind befindet – will das Springer-Haus nach Angaben von Fels jedoch von „Fall zu Fall“ entscheiden.
Der strenge Maßstab des Mediengiganten – mit dem nach Angaben eines Verlagsinsiders die christdemokratischen Parteien vor Konkurrenz am rechten Rand geschützt werden sollen – wird im Berliner Blätterwald kontrovers bewertet. „Wir beteiligen uns nicht an generellen Ausschlüssen, sondern werden den Abdruck der Wahlwerbung einer zugelassenen Partei von ihrem Inhalt abhängig machen“, erklärte gestern der Anzeigenleiter des Tagesspiegel, Jens Robotta. Auch der stellvertretende Anzeigenleiter der Berliner Zeitung, Ulrich Sens, will Werbeaufträge von legalen Parteien einer Einzelfallprüfung unterziehen: „Bei uns gibt es keine Richtlinie, wir sehen uns das erst einmal an.“
Wie unterschiedlich die Printmedien mit Anzeigen aus dem rechten Spektrum umgehen, verdeutlichte auch der Versuch der rechten Monatspostille Junge Freiheit (JF), in verschiedenen Berliner und Brandenburger Blättern zu werben. In einer Anzeige, in der die am 21. Januar vorgesehene Umstellung auf eine Wochenzeitung angekündigt wurde, war die JF im vergangenen Jahr bei der taz, dem Neuen Deutschland und der Berliner Zeitung abgeblitzt. Letztere hatte erst kurz zuvor einen kritischen Bericht über die im rechten und rechtsextremen Spektrum agierende JF gebracht. „Unsere negative Entscheidung lag daher auf der Hand“, so der stellvertretende Anzeigenleiter Sens gegenüber der taz. Erfolg war den rechten Publizisten schließlich doch noch beschieden: Sowohl der Tagesspiegel als auch die in Potsdam erscheinende Märkische Allgemeine druckten Ende Oktober den Werbetext der JF ab. sev
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