„Harte Linie“ am Verhandlungstisch

■ Seit gestern debattieren Israelis und Palästinenser wieder

Tel Aviv (taz) – Nach einer Reihe von Krisen wurden gestern im ägyptischen Taba die Geheimverhandlungen zwischen Israel und der PLO über die Umsetzung des „Gaza-Jericho-Abkommens“ wieder aufgenommen. Der israelische Umweltminister Jossi Sarid vom linken Parteienbündnis „Meretz“ erklärte zuvor, es würden noch bis zu acht weitere Verhandlungswochen notwendig sein, bevor eine Teilautonomie der Palästinenser in Jericho und im Gaza- Streifen realisiert werden könne. Der Leiter der palästinensischen Delegation, Nabil Schaath, äußerte dagegen seine Hoffnung, daß ein detaillierter Vertrag bis Monatsende fertig formuliert sein könne. Ursprünglich sollte der israelische Rückzug aus Jericho und den von Palästinensern bewohnten Teilen des Gaza-Streifens vor einem Monat beginnen und bis Mitte April beendet sein.

Die strittigen Probleme, derentwegen die Verhandlungen im Dezember unterbrochen wurden, stehen immer noch auf der Tagesordnung: die Größe des Gebiets von Jericho und die Frage des Kontrollsystems bei den Grenzübergängen nach Jordanien und Ägypten. Außerdem müssen die israelischen und palästinensischen Versionen des zukünftigen Abkommens auf einen gemeinsamen Nenner gebracht und als Vertrag formuliert werden.

Auf israelischer Seite wird der Eindruck erweckt, daß Israel keine Eile habe, aber die PLO unter Zeitdruck stehe. In dem Zusammenhang wird auf die Differenzen innerhalb der PLO-Führung und die schwierige wirtschaftliche Lage in den besetzten Gebieten verwiesen. Regierungschef Jitzhak Rabin hat seiner Delegation den Auftrag erteilt, „eine harte Linie“ zu verfolgen. Laut Außenminister Schimon Peres ist der 13. April als Stichtag für die Beendigung des Truppenrückzugs inzwischen hinfällig. Der neue Termin – vier Monate nach Beginn des Abzugs – hänge vom Datum der Unterzeichnung eines Abkommens ab, heißt es aus seinem Ministerium. Amos Wollin