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„Aus“ für das neue Tandem?

■ Oper: Philharmoniker wollen Metzmacher nicht als GMD

Wie die Kulturbehörde gestern bestätigte, sind der Stuttgarter Regisseur Johannes Schaaf und der Dirigent Ingo Metzmacher, den Schaaf sich als seinen Generalmusikdirektor (GMD) gewünscht hat, erste Wahl für die Leitung der Hamburg Oper ab 1997. Nachdem der jetzige Intendant Peter Ruzicka auf Grund der Absage an seinen Wunschkandidaten Seymon Bychkov und die für ihn undurchsichtigen Vorgänge um die weitere Leitung Anfang dieser Woche sein Amt zur Verfügung gestellt hat (taz berichtete), steht der Kulturbehörde jetzt der nächste Konflikt ins Haus: Das Philharmonische Staatsorchester will Metzmacher nicht.

Wie Udo Scheuermann, Orchestervorstand der Philharmoniker, gestern gegenüber der taz erklärte, „halten wir Herrn Metzmacher für den Posten des GMD nicht für geeignet“. Man schätze ihn für „spezielle Aufgaben“ (Metzmacher hatte zuletzt Wolfgang Rihms „Die Eroberung von Mexiko“ in Hamburg dirigiert). Aber sein überwiegend aus zeitgenössischen Komponisten bestehendes Repertoire sei nach einhelliger Meinung der Musiker „kein Maßstab für einen leitenden Dirigenten.“

Nachdrücklich kritisierte auch Scheuermann, ebenso wie Ruzicka, das Findungsverfahren der Behörde. Nachdem sich die Senatorin gegen den Kandidaten von Orchester, Chor und Intendanz Bychkov entschieden hatte, habe sie den Orchestervorstand nicht einmal kontaktiert, obwohl dieser immerhin ein „Mitwirkungsrecht“ bei der Berufung des GMDs besitzt. „Das ist kein Stil und wirft ein schlechtes Licht auf die Szene,“ so Scheuermann. Dabei habe die Senatorin im November noch „intensiv und eindringlich“ vor dem Orchester versprochen, daß den Philharmonikern kein Dirigent „vorgesetzt“ werden würde, wie zuletzt unter Rolf Liebermann mit Hans Zender. Diese Wahl hatte mehrere Jahre GMDloser Zeit zur Folge. Scheuermann bedauert es, daß man nun „Front gegen Metzmacher beziehen müßte“ und rügte in diesem Zusammenhang die „unnötige Hektik“ der Entscheidung.

Am Freitag soll nun ein klärendes Gespräch geführt werden. Sollte dabei keine Einigung zustande kommen, dann müsse man, so Hans-Heinrich Bethge, Pressesprecher der Kulturbehörde, „wieder von vorne losdenken“. Gespräche mit anderen Aspiranten seien bis jetzt aber noch nicht geführt worden. Ob Schaaf auch ohne Metzmacher nach Hamburg käme, ist allerdings sehr ungewiß. Derweil bringen sich andere Kandidaten für die Intendanz selbst ins Gespräch. Der Regisseur John Dew hat sich Weihnachten bei Christina Weiss für den Posten beworben und auch der Leipziger Intendant Udo Zimmermann soll laut dpa Interesse bekundet haben, wenn sein GMD Jiri Kout ihn begleiten dürfe. Mit keinem von beiden habe man aber bisher Kontakt aufgenommen, unterstrich Bethge. Till Briegleb

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