: Hamburg trifft es spät, aber heftig
■ Senatsbeschluß, 25 Prozent der Haushaltsmittel „einzufrieren“ löst einige Unruhe aus
Hamburg hat das Niveau der Metropolen wie Frankfurt oder München erreicht - im Bereich der Einsparungen im Kulturhaushalt. Konnten in Hamburg 1993 zum Teil noch Erhöhungen einiger Töpfe verzeichnet werden, so steht man jetzt in der Kulturbehörde recht verdattert vor der Aufgabe zu sparen. „Wir können froh sein, wenn wir den ,93er Ansatz kriegen“, bescheidet sich Juana Bienenfeld, die Filmreferentin der Behörde.
Die Folgen des Senatsbeschlusses vom Dienstag, von allen Haushaltstiteln im ersten Halbjahr 1994 ein Viertel „einzufrieren“ (taz berichtete), sind noch unabsehbar. Die Konkurrenz um die schrumpfenden Fördertöpfe wächst. Befürchtungen, das eingefrorene Viertel könne am Ende ganz gestrichen werden.
Wird nun gleichmäßig mit dem Rasenmäher rasiert oder werden neue Schwerpunkte gesetzt? Geht es jetzt beispielsweise dem No Budget-Kurzfilmfestival an den Kragen, weil es im Mai, also in der ersten Jahreshälfte stattfinden soll? Hier sieht Bienenfeld noch Spielräume, sofern „die Projekte zeitlich versetzt sind“. Eine 25-prozentige Kürzung der erwarteten 180.000 Mark Fördergeld würden hier nur noch ein „Rumpf-Festival“ möglich machen, sagt No-Budget-Organisatorin Birgit Kämper, und ergänzt, daß solche Ausfälle nicht mehr mit Sponsorengeld aufzufangen sind, da diese derzeit auch knapper werden.
Gelassener können es die institutionell geförderten Theater sehen. Ludwig von Otting, Kaufmännischer Geschäftsführer des Thalia: „Es sollen ja nicht 25 Prozent im ganzen Jahr eingespart werden. Wir haben auch schon besprochen, daß die Ausstattung nicht mehr ganz so üppig sein wird. Man kann alles machen, es ist nur die Frage, was für ein Theater man will.“
Noch bleibt auch Jack Kurfeß, Kaufmännischer Leiter auf Kampnagel, cool: „Wir haben eine Bewilligung von 3,61 Millionen für das laufende Geschäftsjahr, ich kann mir nicht vorstellen, daß davon Geld eingefroren werden kann. Gedanken mache ich mir nur über das JAK (Jugendtheater auf Kampnagel), weil es dafür keinen Bewilligungsbescheid gibt.“ Kurfeß spricht darüber heute mit der Kulturbehörde. Das Sommertheaterfestival soll laut Behördensprecher Hans-Heinrich Bethge nicht um seine Förderung fürchten müssen - fragt sich, wen es stattdessen erwischt. Noch soll das Filmfest im Herbst stattfinden. ach/jk
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