piwik no script img

Gläubiger zocken um MG

■ Französische Banken legen sich quer Geht Metallgesellschaft in Konkurs?

Frankfurt (AP/dpa/taz) – Die Rettung für die vom Konkurs bedrohte Metallgesellschaft entwickelt sich zur Zitterpartie. Das Sanierungskonzept, das eine Finanzspritze von insgesamt 3,4 Milliarden Mark und einen weitreichenden Firmenausverkauf vorsieht, wird von wichtigen Gläubigerbanken nicht mitgetragen. So lehnen alle sechs französischen Banken, bei denen die mit über neun Milliarden Mark heillos überschuldete MG tief in der Kreide steht, den Sanierungsplan in der ursprünglichen Fassung ab.

Nach Angaben des federführenden Kreditinstituts Paribas haben die französischen Gläubiger die Hauptaktionärin Deutsche Bank gebeten, den Plan noch einmal zu überarbeiten.

Zuvor hatte schon die Norddeutsche Landesbank ihre Zustimmung von einer Änderung des Konzepts abhängig gemacht. Sie verlangen vor allem ein stärkeres finanzielles Engagement der Aktionäre, zu denen auch die Dresdner Bank, Allianz, Daimler-Benz und Kuwait gehören. Das Sanierungskonzept kann nur dann verwirklicht werden, wenn ihm alle Anteilseigner und die rund 120 Gläubigerbanken zustimmen. Sollte die Unterstützungsaktion scheitern, muß die MG Vergleich oder Konkurs anmelden.

Gestern nachmittag flogen Vertreter der Deutschen Bank und Dresdner Bank nach Paris, um ihre Kollegen der französischen Geldhäuser in letzter Minute zu überreden, das Paket doch mitzutragen. Die Deutsche Bank ließ Gerüchte aus französischen Quellen dementieren, die mit riskanten Ölterminspekulationen ausgerutschte Metallgesellschaft sei bankrott.

Die knapp 60.000 Beschäftigten des mit seinen 258 Firmen weitverzweigten Rohstoff-, Recycling- und Technologiekonzerns müssen vorerst weiter um ihre Zukunft bangen. Vorstandschef Kajo Neukirchen hatte mit dem Konkurs gedroht, sollte der Sanierungsplan scheitern. Gestern wurde zum zweiten Mal innerhalb einer Woche der Handel mit MG-Aktien ausgesetzt. Damit versucht die Börse, die Anleger vor zu großen Kursverlusten zu schützen. Am Mittwoch hatte die MG-Aktie erneut zehn Mark verloren und war auf 226 Mark gefallen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen