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■ UnterschenkelamputationLandesdenkmalpfleger contra Walldach

Der Wall soll jetzt teilweise überdacht werden. Sie finden, die Gebäude würden dadurch „unterschenkelamputiert“.

Peter Hahn: Als Passant in dieser Passsage werde ich künftig auf einen Raum konzentriert sein aus Schaufenstern, Dachsparren und Dach, Autoverkehr und einem bißchen Grün auf der anderen Straßenseite. Dann kann ich nicht mehr nach oben gucken. Ich werde die Häuser nicht mehr als solche begreifen, sondern als synthetischen Raum, der überall existieren könnte.

Gibt es da denkmalpflegerisch besonders interessante Häuser?

Die Wallsituation insgesamt ist ja denkmalpflegerisch nicht uninteressant. Das ist eine - wenn auch mitgenommene - historisch überlieferte Situation: eine Promenade, die nach der Entfestigung der Stadt entstanden ist und um die Altstadt herumgeführt wird. Wie z.B. auch in Göttingen oder Münster. Zu einer Promenade gehört aber der freie Himmel und das Grün dazu.

Kann man eine „Situation“ unter Schutz stellen?

Nein. Wir können nur Bedenken formulieren und auf gewisse Folgen hinweisen. Zum Handeln verpflichten uns nur die Fälle von Gebäuden unter Denkmalschutz. Das ist das „Allianz“- Gebäude Ecke Sögestraße, dann das Wall-Café: eine Fassade, die man sich mit einem Vordach versehen kaum vorstellen kann. Und in dem Gebäude, wo früher mal die „Vereinigten Werkstätten“ waren, ist gerade der Sockel gestalterisch mit am wichtigsten. In diesem Fall müßte der Denkmalpfleger eigentlich, wenn es nach Recht und Gesetz ginge, solche Genemigungsverfahren vorgelegt bekommen. Das wäre eine ganz normale Prüfung, es wird der Denkmalbelang abgewogen mit privaten Belangen.

Wer wägt ab?

Das Landesamt für Denkmalpflege. Wenn der Eigentümer nicht einverstanden ist, kann er Widerspruch einlegen, und dann entscheidet die obere Denkmalschutzbehörde: das Senatorium.

Welche Prognose stellen Sie der Wallüberdachung? Ihr Votum scheint ja eindeutig.

Wir müßten das bedauernd hinnehmen. Das ist eine Sache, die wird da durchgenagelt.

Sehen Sie den Schimmer einer Chance gegenüber der Phalanx aus Bausenat und Kaufleuten?

Überhaupt nicht. Wenn ich um Stellungnahme gefragt würde, müßte ich ja beschreiben, daß der Wall sein historisches Gepräge verlieren würde. Was ist z.B. an der Lloyd-Passage noch bremisch?

Ist es denkbar, daß wir im Herbst die Wallüberdachung haben, und niemand hat ihnen das Projekt vorgelegt?

Das halte ich durchaus für möglich. Unsere Erfahrungen in der Stadt sind deprimierend. Wir tun da schon, was wir können. Und mehr als manche denken. Aber da gibt es diese Behördenloyalitäten. Fragen: Bus

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