Famlientreffen von Theaterleuten und Kritikern

■ Heimelig und nur manchmal zickig: „Die lange Nacht der Kritiker“ auf Kampnagel

Kritiker und Kritikerinnen blinzeln aus der Talk-Runde ins kalte Bühnenlicht, im Dunkeln auf den Rängen lauern überwiegend Theatermacher und -macherinnen. Die Parallelexistenzen haben für die Lange Nacht der Kritiker am Freitag in der Halle 1 auf Kampnagel die Rollen getauscht. Zum Auftakt der Kampnagel-Veranstaltungsreihe Vom freien Fall zum Stand der Dinge, zur Situation des freien Theaters und zu Perspektiven urbaner Kulturförderung, wollte man sich mal kennenlernen, etwas abseits vom üblichen „die ham ja keine Ahnung!“ seitens der Produzenten und dem „was für eine Zumutung!“ seitens der Beobachter.

Die Moderatoren, Kampnagel-Wegbegleiter Michael Batz und Kunstwissenschaftler Gunnar F. Gerlach, plauderten mit einem guten Dutzend Journalistinnen und Journalisten von Hamburger Tages-, Wochen- und Monatszeitschriften und vom NDR: Feulliton in der Krise, die Kulturkritik am Absaufen, das Freie Theater zu Tode gespart, und der Austausch zwischen Produzenten und den Rezipienten, die für ihre Meinung bezahlt werden, gestört.

Daß Subjektivität des Beobachters und objektive Kriterien der Beurteilung kein Gegensatz sind, ließ sich anhand zweier Kritiken verschiedener Autoren belegen. Während NDR-Friedhelm Mönter Barbara Bilabels Brachial-Spektakel mit dem Tenor „zum Kotzen“ gewürdigt hatte, hatte Klaus Witzeling in der MoPo festgestellt, da habe jemand Bilder für die Schrecken der Welt gefunden. Als das Publikum in die Runde eingriff, wurde die Atmosphäre mitunter direkt heimelig und zickig. Was bleibt? War gut, mal drüber gesprochen zu haben. Oder? Nur: Wie aber soll man „objektiv“ Bericht erstatten, wenn man mitgespielt hat? jk