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Unterm Strich

Krisensicheres Investment gesucht? Das Huhn, das goldene Eier legt? Machen Sie doch einfach mal in Knast-Aktien. Hat garantiert Zukunft. Auf dem Kurszettel der Berliner Börse tauchten in der vergangenen Woche als sogenannte Nebenwerte auch Anteilsscheine an zwei amerikanischen Gefängnissen auf. Genau so viele Knäste befinden sich nämlich bislang in privater Hand (Tendenz steigend!). Marktführer ist eine Gesellschaft mit dem schönen Namen Corrections Corporation of America (CCA) mit 9.200 Gefangenen in 21 Vollzugsanstalten. Umsatzsteigerung in den letzten fünf Jahren: 300 Prozent. Nach Einschätzung der Berliner Zeitung paßt der Ankauf solcher US-Aktien durch anlagenbewußte Deutschländer „in die Strategie des Wertpapierhandels an der Spree“.

Harry Nilsson, bekannt vor allem als Saufkumpel von Ringo Starr sowie durch seinen Wahnsinns-Tearjerker „Without you“ (Can't liiiive, when living is without you-hou-hou, I can't liiive, I can't ggggiiiive anymore“) ist tot. Nilsson, der sein originelles Pseudonym von seinem bürgerlichen Namen Harry Edward Nelson III. abgeleitet hat, starb in seinem Haus in Los Angeles. Herzinfarkt, heißt's. Spätfolgen. Wir sagen zum Abschied leise Servus und geloben, zum heutigen Feierabend die einzige in unserem Besitz befindliche Nilsson-LP abzunudeln. Sie heißt tatsächlich „Nilsson Schmilsson“.

Wie die antifaschistische Aktion Halle uns mitteilt, wird es Ende Februar „Antifaschistische Filmtage Halle“ geben. Gezeigt werden u. a. „Harlem Theatre“ von Klaus Wildenhahn und „Menace II Society“ von Albert & Allen Hughes. Außerdem wird es noch einen Vortrag des Hamburger Musikjournalisten und DJ Günther Jacob geben, „in dem er unter anderem auf die soziale Situation der schwarzen Bevölkerung in den USA und Großbritanniens eingeht und die Rolle der Musik in der Auseinandersetzung“ untersucht. Nähere Infos unter 0345/21279 (Tel./Fax).

Letztes von der „Beruf Neonazi“-Front: In Dresden wie in ganz Sachsen darf der Film jetzt gezeigt werden – die 4. Große Strafkammer des Landes befand: eine Vorführung diene der geschichtlichen Anschauung. Auch in München ist der Film (nachdem die Aufführung zuvor von SPD-OB Ude untersagt worden war) freigegeben und gelaufen, allerdings „unter heftigen Protesten“, wie es in solchen Fällen heißt. Ausgerechnet Innenstaatssekretär Hermann Regensburger von der CSU hatte an die Kinobetreiber appelliert, den Film über den Postmoderne-Nazi Althans aus dem Programm zu nehmen. Er befand sich damit in einer Bündnisfront mit dem Münchner „Bündnis gegen Rassismus“ und der IG Medien. Auf wen die „Eimer von Unrat“ zurückzuführen sind, die nach einer Meldung von dpa vor den Kinos ausgekippt wurden, ist nicht bekannt. Jetzt wollen die

Kinobetreiber dem Film einen Vorspann über NS- Greueltaten voranstellen. Mal ehrlich, Münchner Antifaschisten, ist das nicht ein erbärmlicher Triumph?

Indessen kann das Fotoarchiv des Vertrauten und Leibfotografen Adolf Hitlers, Heinrich Hoffmann, ab sofort genutzt werden, allerdings nur „zu wissenschaftlichen Zwecken“, wie es in einer Erklärung der Bayrischen Staatsbibliothek heißt. Allerdings liegen nur 75.000 der rund 2,5 Millionen Aufnahmen vor, die der 1957 gestorbene „Reichsbildberichterstatter“ Hoffmann gemacht haben soll. Der Rest befindet sich nach wie vor in den National Archives in Washington.

Wim Wenders tut Gutes. Auf eine Anregung von Peter „Columbo“ Falk hin hat er zusammen mit seiner Assistentin Dagmar Forelle 135 Werke international bekannter Künstler (mit dabei offenbar auch Peter „Sledgehammer“ Gabriel, sowie U „Zooropa“ 2, Pedro „Am Rande des Nervenzusammenbruchs“ Almodovar und Milos „Hair“ Forman) gesammelt, die am Freitag dieser Woche in Berlin zugunsten der Kinder-Aids-Hilfe versteigert werden sollen.

Doch nicht dafür ist der Bayrische Filmpreis an Wenders gegangen, sondern für „besondere Regieleistungen“ in seinem letzten Werk „In weiter Ferne so nah“. Co-geehrt wurde Bernd Eichinger für „Das Geisterhaus“. Ehrenpreis: Loriot, und zwar für seine Jahrzehnte zurückliegenden Humor-Filme „Ödipussi“ und „Papa ante Portas“. Mit diesen habe er nicht nur „den deutschen Film um viele originelle Blickwinkel erweitert“, heißt es in der Begründung der Jury, er habe auch „eine Generation wieder in die Kinos gelockt, die für das heutige Filmtheaterpublikum nicht mehr typisch sei“. Weitere Nominierungen in Kürze: Katja von Garnier als Nachwuchsregisseurin für „Abgeschminkt“, Katja Riemann als Darstellerin in selbigem (weil sie eine Frauengeneration vertritt, „die Freiheit sinnlich lebt, liebt und geistig verantwortet“), André Eisermann als Darsteller des Kaspar Hauser in Peter Sehrs gleichnamigem Film und Uli Schwarzenberger für das Drehbuch von „Tafelspitz“. Schöner Titel des Dokumentarfilms, an den der diesjährige Spartenpreis ging: „Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe.“

Schwerpunkt des „Internationalen Forums“ der diesjährigen Berlinale sind Filme aus dem südlichen Afrika, der Mongolei und Osteuropa. 70 bis 80 Filme wird's darin geben. Zahl der gemeldeten Filme insgesamt: 561, darunter 110 deutsche. Das schafft keiner.

Aus der Reihe „Wahrscheinlich guckt wieder kein Schwein“: Den internationalen Durchbruch geschafft hat nach Ansicht von Direktor Martin Treu im Jahre 1993 die „Lutherhalle Wittenberg“. Treu verwies dabei vor allem auf die Ausstellung „Wittenberg – Stadt der Reformation“, die mit großer Resonanz in mehreren Städten Deutschlands sowie in Atlanta gezeigt worden sein soll.

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