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Atom-Fans strahlen

■ Britische WAA in Sellafield ging in Betrieb / Gericht prüft noch einmal

London (taz) – Seit gestern ist die größte Plutoniumschleuder Europas in Betrieb: die gigantische Wiederaufarbeitungsanlage Thorp (Thermal Oxide Reprocessing Plant) auf dem Gelände der Atomfabrik Sellafield in Nordengland. Die britische Regierung hatte am 15. Dezember die Betriebsgenehmigung erteilt. Zwar ist die 2,8 Milliarden Pfund (7,3 Mrd. DM) teure Anlage schon seit zwei Jahren fertig, doch fast 100.000 Beschwerden aus dem In- und Ausland hatten die Inbetriebnahme verzögert.

Das letzte Wort ist aber immer noch nicht gesprochen: Am Donnerstag ordnete Richter John Laws auf Antrag der Grafschaftsverwaltung Lancashires und der Umweltorganisation Greenpeace die gerichtliche Überprüfung der Betriebsgenehmigung an, die vermutlich am 7. Februar beginnt. Die Betreiberfirma British Nuclear Fuels (BNFL) hat sich bereit erklärt, bis zur endgültigen Entscheidung lediglich Arbeiten durchzuführen, die keine massive radioaktive Kontaminierung verursachen. Gestern wurden erst mal nur verbrauchte Brennstäbe in ein Becken gebracht, mit deren Hilfe die Meßinstrumente geprüft und kalibriert werden. Falls Greenpeace im Februar unterliegen sollte, will man in die Berufung gehen und die volle Inbetriebnahme per einstweiliger Verfügung verhindern.

Da die Wiederaufarbeitung weitaus teurer als die Endlagerung ist und für das anfallende Plutonium kaum Bedarf vorliegt, hat sich Thorp im vergangenen Jahrzehnt immer mehr zu einem finanziellen Alptraum entwickelt – auch wenn die Verträge für die ersten zehn Jahre schon unter Dach und Fach sind. So sollen unter anderem aus Japan 2.673 Tonnen, aus Deutschland 969 Tonnen und aus der Schweiz 422 Tonnen verbrauchter Brennstäbe geliefert werden. Was danach geschehen soll, weiß auch die britische Regierung nicht. Ralf Sotscheck

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