“Kein bemerkenswertes Datum“

■ Fußball-Länderspiel Deutschland - England im Volksparkstadion am Hitler-Geburtstag abgesagt / Angst vor Nazi-Krawallen /    Von Kai von Appen

Aus Angst vor rechtsradikaler Gewalt ist das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen England am 20. April – dem Hitlergeburtstag – im Hamburger Volksparkstadion abgesagt worden. Das erklärte Innensenator Werner Hackmann gestern nach einer zweistündigen Beratung mit Vertretern des Deutschen Fußballbundes (DFB) und des Englischen Fußballverbandes. Möglicherweise wird das Spiel nun am selben Termin im Londoner Wembley-Stadion stattfinden, eine Entscheidung darüber soll am Wochenende fallen .

„Ich bedauere es sehr, daß das Länderspiel in Hamburg nicht stattfinden kann“, so Hackmann. Hamburg sei zwar prinzipiell bereit, auch „problematische Spiele mit hohem Sicherheitsrisiko“ auszutragen, – selbst wenn 2500 PolizistInnen aufgeboten werden müßten. In diesem Fall könne die Innenbehörde aber keine „befriedigenden Sicherheitsgarantien“ geben, denn der Termin 20. April habe „besondere Problematiken“. Es gelte, „Schaden von der Stadt und dem deutschen Fußball abzuwenden.“

Zahlreiche Neonazi-Gruppen haben für das letzte Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft vor der Weltmeisterschaft (WM) „einen Aufmarsch und Krawalle“ angekündigt. Hackmann: „Ich möchte verhindern, daß rechtsextremistische Kreise das Spiel als Forum für ihre Propaganda mißbrauchen.“ Hinzu käme, daß das Spiel für die Engländer, die sich nicht für die WM qualifiziert haben, hohe Attraktivität habe. Hackmann: „Für die englischen Hooligans hat das Spiel einen besonderen Reiz“, Deutsche und englische Hooligans hatten bereits im Dezember „Randale versprochen“ (taz berichtete).

Den Schwarzen Peter, unsensibel mit Geschichte umgegangen zu sein, bekam der Deutsche Fußballbund zugeschoben. Dessen Generalsekretär Horst Schmidt: „Der 20. April ist bisher für uns kein bemerkenswertes Datum gewesen.“ Da der Fußballverband UEFA international den 20. April als Austragungstag für Länderspiele festgelegt habe, so Schmidt, „hat der DFB bislang keine Veranlassung gesehen, diesen Termin auszuschließen.“

Nach Meinung Hackmanns ist die Absage „keine Kapitulation“ vor rechter Gewalt: „Ich werde mir nichts von Extremisten diktieren lassen.“ Sein zynischer Vergleich: Er werde sich auch den Zeitpunkt der „Räumung der Hafenstraße nicht von der Hafenstraße vorschreiben lassen“.