: Zielvorstellung Banane?
■ Ein Pilotprojekt an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik vermittelt Verfahren für ein effizientes Umweltmanagement in Betrieben
„Nicht passiver, nachsorgender Umweltschutz, sondern aktive, ökologische Produktion!“ Dies ist das Ziel des Studiengangs „Ökologisch produzieren“, der seit dem 15. Januar an der Hochschule für Wirtschaft und Politik als Pilotprojekt läuft. „Angesprochen sind Berufstätige aus kleinen und mittelständischen Betrieben“, erklärt Initiator Michael Schwarz, „die schon im Umweltbereich tätig sind.“ Das Projekt, das begleitend „beforscht“ wird, dauert drei Monate, umfaßt rund 70 Abendstunden und Wochenendseminare. „Ob es im September eine Wiederholung gibt, ist leider noch ungewiß“, bedauert Schwarz.
Das Studium mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaft vermittelt Verfahren, Instrumente und Konzepte für ein effizientes Umweltmanagement: Wie werden umweltfreundliche Produkte umweltfreundlich hergestellt? Ein Instrument ist die Öko-Bilanzierung: Schäden, die an Boden, Luft und Wasser bei der Beschaffung, der Herstellung und dem Vertrieb eines Produktes - Beispiel Plastikgeschirr - auftreten, werden erfaßt. Das umweltverträglichste Produkt sei übrigens die Banane, sagt Schwarz, „denn sie ist recycel- und biologisch vollständig abbaubar“. Das Plastiggeschirr gehört naturgemäß nicht in diese Kategorie: Hier wird überlegt, ob statt Kunststoff nicht ein regenerierbarer Rohstoff wie Maisstärke verarbeitet werden könnte, wie an der Verpackung gespart oder Transportwege gekürzt werden können.
Zum Studium gehört auch eine Betriebsbesichtigung bei der Firma Baiersdorf, „die sich als umweltorientiertes Unternehmen in Bezug auf die Rückgewinnung von Lösungsmitteln verkauft“, sagt Schwarz. „Wir wollen ihm auf den Zahn fühlen, ob das auch stimmt.“
Berichte aus der Praxis sollen den TeilnehmerInnen Mut machen, sich in ihren Betrieben für ökologische Produktion einzusetzen. So wird sich der Hamburger Arbeitskreis „Alternative Produktion“ vorstellen. Seit der Werftenkrise kämpft er bei Blohm + und Voss und in anderen Unternehmen für Rüstungskonversion: Blockheizkraftwerke statt U-Boote lautet die Devise. „Wir wollen den Teilnehmern Chancen und Perspektiven für eine umweltorientierte Gewerkschaftspolitik aufzeigen“, erklärt Michael Schwarz. „Inhalt eines ökologischen Tarifvertrages könnte der Kündigungsschutz für den Umweltbeauftragten eines Betriebes sein oder die Freistellung der Beschäftigten für eine umweltorientierte Weiterbildung.“
Das Studium endet mit einem Wochenendseminar „Zukunfswerkstatt“: Wie kann ich das Gelernte, meine Träume konkret in meinem Betrieb verwirklichen?
Ob die Umsetzung vor Ort gelingt, welche Blockaden es gibt, wird in einer späteren „Kontrollveranstaltung“ besprochen. Bleibt zu hoffen, daß das Weiterbildungsstudium langfristig bestehen bleibt. Nachfrage jedenfalls scheint ausreichend vorhanden: Den 25 Ausbildungsplätzen standen zweihundert Bewerber gegenüber. Und das, obwohl die Weiterbildung nach der Arbeit stattfindet, und die Kosten, 650 Mark, nicht vom Arbeitgeber finanziert werden müssen. Einziger Wermutstropfen: Frauen sind bisher in der Mindertheit.
Gaby Werner
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