: Nördliche Sturm-Zeichen
■ Metallindustrie: Tarifverhandlungen sind geplatzt / Erste Warnstreiks
Begleitet von spontanen Arbeitsniederlegungen fand gestern in Kiel die zweite Runde im Tarifpoker für die 110.000 Beschäftigten der norddeutschen Metallindustrie statt. Am Abend wurden die Gespräche von der IG Metall ergebnislos abgebrochen. IG Metall Küste-Chef Frank Teichmüller zum Unternehmerverhalten: „Amoklauf gegen den sozialen Frieden.“
Vor Beginn der Gespräche hatten 400 Metaller vor dem Verhandlungsgebäude gegen die Haltung der Metallbosse demonstriert. Während der ersten Runde in Hamburg hatten die Unternehmer nicht nur eine Nullrunde vorgeschlagen, sondern auch die Wiedereinführung der 40 Stundenwoche gefordert. Die IG Metall fordert dagegen einen beschäftigungssichernden Tarifvertrag sowie 5,5 Prozent mehr Lohn. Frank Teichmüller: „Für die IG Metall Küste spielt die Beschäftigungssicherung in der Tarifrunde 1994 die absolut erste Geige.“
Ein „Nordmetall“-Sprecher wies am gestrigen Abend nochmals die IG Metall-Forderungen als „völlig unrealistisch“ zurück. Teichmüller zeigte sich dagegen „erschüttert“, mit welcher „Sturheit und Arroganz“ die Bosse der Metallindustrie Vorschläge nach Beschäftigungsicherung abschmetterten, ihrerseits aber mit „Brachialgewalt“ einen Abbau von Tarif-Leistungen durchsetzen wollten. Teichmüller: „Die Unternehnmer haben durch ihre Kompromiß-Unfähigkeit die Lunte zu einem Großkonflikt gelegt.“
Im Kreis Pinneberg war es am Morgen zu ersten Warnstreiks gekommen. Rund 1000 Metaller legten die Arbeit bis zu vier Stunden nieder. Heute ruft die IG Metall in Hamburg zu einer Kundgebung (Beginn elf Uhr) im Curio-Haus (Rothenbaumchaussee) auf. Spätestens in acht Tagen, nach Auslaufen der Friedenspflicht, wird die Metall-Gewerkschaft erste Arbeitskampfmaßnahmen einleiten.
Kai von Appen
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