piwik no script img

Ein Zitaten-Massaker

■ Ritter Sir Oblong Fitz Oblongs Show feierte ihren einjährigen Geburtstag

Wenn Ritter Sir Oblong Fitz Oblong das Schwert im Foyer des Künstlerhauses ergreift, entpuppen sich oft vielversprechende Ankündigungen als Sprechblasen. So geschehen auch am vergangenen Donnerstag, als zum einjährigen Geburtstag der Fitz-Oblong-Show, jener literarischen Nummernrevue, die einmal im Monat „Subtexte auf der Metaebene“ präsentiert, eigentlich die Uraufführung des „Faust III. – Die durch die Hölle gehen“ geplant war.

Unabgeschlossene Vertragsverhandlungen mit der Filmgesellschaft Columbia für die Inszenierungsrechte führte Oblong-Macher Michael Quasthoff als Entschuldigung an. „Live“ aus den USA berichtete Kompagnon Dietrich zur Nedden per Video vom Stand der Dinge. Doch offensichtlich hatte zur Nedden weniger mit ernsthaften Gesprächen als vielmehr mit der Vernichtung der Spesenkasse zu schaffen. „Ein Jahr Fitz Oblong bedeutet ein Jahr permanenten Alkoholismus“, lautete sein lakonisches Fazit des vergangenen Jahres. Das Stichwort war gefallen, und der Abend lag nun in der Hand von Quasthoff, der aber schon bald die Bühne den weitgereisten Gaststars preisgab.

Die „Top Ten der Pollumfrage“ von den Künstlern, die im vergangenen Jahr die Oblong-Show belebten, wurde von Hannes Merck eröffnet: Gekonnt aus Harry Mathews Buch „Die Lust an sich“ rezitierend führte er das Publikum auf eine orgiastische Reise durch alle Erdteile. Die Eieruhr schnitt ihm das Wort ab und übergab es Felix Schröder, der „schneeblinde“ Drogengeschichten aus den USA mit der Gitarre begleitete, bis auch ihm das Schrillen der Uhr die Redezeit entzog.

Highlight war jedoch der Auftritt von Fritz Tietz. Der Bielefelder bestach durch seine bissigen, kurzen Texte, zum Beispiel zum Versagen der Hallenser Polizei, hätte sie doch sofort erkennen müssen, daß sich jene Rollstuhlfahrerin das Hakenkreuz selbst in die Wange geritzt hatte, da die Haken zur richtigen Seite ausschlugen. Fazit: Insgesamt ein ganz amüsanter, wenn auch zum Teil zu familiärer Abend, der jedoch nur eingeschränkt zu einem Erwerb einer Dauerkarte für die „Rückrunde“ warb. nm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen