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Hochgiftige Pestizidbeutel treiben in das Wattenmeer

■ Tödlich für Fische, in Europa verboten

Amsterdam/Hannover (dpa/AP/taz) – Krisenstimmung im Umweltministerium in Hannover: „Wir warten auf das Abendhochwasser“, sagt die Pressesprecherin. Die Flut könnte diesmal tödliche Folgen für Fische und Muscheln der Nordsee haben. Die mit Pestiziden gefüllten Beutel, die der französische Frachter „Sherbro“ schon im Dezember verlor, treiben seit gestern auf die ostfriesischen Inseln und das Wattenmeer zu. Ministerin Monika Griefahn (SPD) flog nach Borkum, um sich über die Lage zu informieren. Am Nachmittag war dort der erste Giftbeutel auf offener See ausgemacht worden. Etwa 200.000 weitere schwimmen immer noch im Meer, schätzen die niederländischen Behörden, die ihre Strände schon am Donnerstag abgesperrt hatten.

Auch auf den ostfriesischen Inseln patroulliert seit gestern die Wasserschutzpolizei. Die Beamten sollen Pestizidbeutel aufspüren, sobald sie angeschwemmt werden, und Passanten daran hindern, sich auf eigene Faust auf die Suche nach den Giften zu machen. Die Suchtrupps sind mit Atemschutzmasken ausgerüstet, denn die Schädlingsbekämpfungsmittel sind auch für Menschen hochgefährlich. Das Produkt „Apron Plus 50“ aus dem Schweizer Chemiekonzern Ciba-Geigy ist in Europa sogar verboten – die verunglückte Ladung sollte nach Nigeria verschifft werden.

Wer einen verdächtigen Beutel findet, rät die Polizei, soll ihn liegenlassen und die Fundstelle der Polizei melden. Umweltministerin Monika Griefahn glaubt damit die Gefahr für Menschen weitgehend abwenden zu können. Für die Nordseefauna ist der Schaden bereits eingetreten. Den Watt-Experten des World Wildlife Fund (WWF) in Bremen scheint es unwahrscheinlich, daß jemals alle Pestizidbeutel aus der „Sherbro“ gefunden werden. Jeder von ihnen ist eine kleine, aber für Fische absolut tödliche Bombe. Manche werden unauffindbar in den Wattschlick gespült, „aber wir werden das Zeug wahrscheinlich auch noch in Dänemark antreffen“, fürchtet ein WWF-Mitarbeiter. nh Seite 6

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