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Giftiges Treibgut dümpelt vor Borkum

■ Wieder Tausende Giftbeutel in den Niederlanden angeschwemmt / Gefahr für deutsche Nordseestrände noch nicht gebannt / Töpfer dringt auf schärfere Auflagen für Schiffahrt

Oldenburg (AP/dpa/taz) – Hunderttausend kleiner Beutel mit Schädlingsbekämpfungsmitteln, die in der Nordsee treiben, bedrohen weiter die nordfriesische Küste. Während am Wochenende wieder Tausende der Giftsäckchen auf einer Sandbank südlich der holländischen Insel Texel entdeckt wurden, haben die Suchtrupps auf deutscher Seite noch keine Überreste des brisanten Treibguts gefunden. Das Gift stammt aus der Ladung des französischen Frachters „Sherbro“, der Anfang Dezember 88 Container verloren hatte. Einige der Container enthielten die hochtoxischen Pestizide „Apron“ und „Ridumil“, die von dem Baseler Chemiekonzern Ciba Geigy hergestellt werden.

Die drei vollen und fünf leeren Plastikbeutel, die am Samstag auf der am weitesten westlich gelegenen Nordseeinsel Borkum aufgelesen wurden und für Aufregung sorgten, entpuppten sich nach eingehende Untersuchungen als harmlos – sie enthielten lediglich Seesand. Mittlerweile sei auch klar, daß es sich nicht um einen schlechten Scherz, sondern offenbar um angespültes Treibgut aus einer anderen Schiffsladung handele, gab die Bezirksregierung Weser-Ems gestern bekannt.

Am Freitag waren die Strände der friesischen Inseln Borkum, Juist, Norderney und Baltrum vorsorglich gesperrt worden. Die Behörden wollen die Sicherheitsvorkehrungen vorerst aufrechterhalten. Bei entsprechenden Windverhältnissen könne sich die Lage schon am Montag ändern, hieß es gestern. Die niederländische Küstenwache ortete am Samstag ein Feld von rund 400 Tüten rund 15 Seemeilen westlich von Borkum. Die Kontrollen der Strände und Inselgewässer sollen heute fortgesetzt werden.

Von der halben Million Plastikbeutel sind an der niederländischen Nordseeküste bis zum Wochenende etwa 140.000 angeschwemmt worden. Bereits vor Neujahr wurden an der Halbinsel Cotenin und der Bretagne mehr als 130.000 Tüten eingesammelt.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) forderte nach den Giftfunden mehr internationale Kontrollen für die Frachtschiffahrt. Es gebe in der Europäischen Union zwar bereits eine Melderichtlinie für den Transport gefährlicher Güter. Diese Regelung enthalte aber noch zu lange Fristen. Auf EU-Ebene sollen auch schärfere Vorschriften für Kennzeichnung, Schwimmfähigkeit und Bruchfestigkeit von Containern entwickelt werden. Gefahrgüter sollten künftig möglichst unter Deck verstaut werden. Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) forderte, die Haftung des Schiffseigners der „Sherbro“ zu prüfen.

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