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Herbeigesehnte Wunder

■ Afrika nach der CFA-Abwertung

Berlin (taz) – Die am 11. Januar beschlossene Abwertung des in 15 Ländern geltenden afrikanischen CFA-Franc um 50 Prozent geschah auf Drängen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF). Sie hat kurzfristig zu einer größeren Aktivität des Staates in der Wirtschaft der betroffenen west- und zentralafrikanischen Länder geführt. Gleichzeitig werden damit aber auch die Grenzen staatlichen Handelns in einer vom informellen Warentausch dominierten Region deutlich.

Da mit der Abwertung alle Importe auf einen Schlag doppelt so teuer werden wie zuvor, verfügten Burkina Faso, Niger, Tschad, Benin und die Elfenbeinküste binnen weniger Tage Preisstopps, was aber zum Beispiel die Verbraucher nicht daran hinderte, in Panik die Supermärkte zu stürmen und alle vorgefundenen Importnahrungsmittel aufzukaufen. Außer in Burkina, wo die Preise ohnehin staatlich kontrolliert sind, kam der Preisstopp erst nach einigen Tagen und daher zu spät, um die Halbierung des internationalen Wertes der CFA-Währung noch aufzufangen. In Senegals Hauptstadt Dakar blieben viele Geschäfte im Sandaga-Markt zunächst geschlossen, ebenso in Togo und Benin.

Die Regierung der Elfenbeinküste, welche in den letzten Monaten am meisten für eine Abwertung eingetreten war, versucht am stärksten, mit klassischen Stimulierungsmaßnahmen die Wirtschaft in einen Aufschwung zu treiben. Die Umsatzsteuern sollen sinken, wurde bereits am Tag nach der Abwertung verkündet, die Gehälter der Staatsbeamten sowie die Ankaufspreise für Kakao und Kaffee dagegen sollen steigen: Ein Effekt wie aus dem Märchenbuch. Zwei arabisch kontrollierte Al-Hayat- Supermärkte der Hauptstadt Abidjan mußten dennoch wenig später wegen Preistreiberei geschlossen werden. Schon am 14. Januar beschwor Premierminister Daniel Kablan Duncan, die Abwertung sei „keine Katastrophe“, die Verbraucher sollten Ruhe bewahren.

Ähnlich schwankend zwischen Hoffnung und Angst steht die Regierung Senegals, dessen Staatspräsident Abdou Diouf sich bis zuletzt gegen eine Abwertung gewehrt hatte und nun gleich einen „Marshallplan“ für Afrika fordert, um die Folgen zu bewältigen. Das Parlament hat ihm am vergangenen Donnerstag weitreichende Vollmachten erteilt. Die Abgeordneten hoffen, daß Diouf die seit November wirksame 15prozentige Lohnkürzung für Staatsdiener zum Teil wieder aufhebt.

Wie können aber die in Senegal und der Elfenbeinküste herbeigesehnten Wunder eintreten? Nur dadurch, daß tatsächlich – wie zum Zeitpunkt der Abwertung immer wieder gemunkelt – kräftige Finanztransfers von IWF und Weltbank sowie der französischen Regierung Richtung Afrika fließen. Zunächst bleibt es bei mehr oder minder konkreten Absichtserklärungen. Frankreich will den ärmeren CFA-Staaten die bilateralen Schulden ganz, den reicheren (Elfenbeinküste, Gabun, Kamerun und Kongo) zur Hälfte erlassen. Gesamterleichterung: 25 Millionen Francs. Die Weltbank hat neue Kredite von knapp über einer Milliarde Mark versprochen, vom IWF werden etwa drei Milliarden Mark erwartet sowie eine Ausweitung des Schuldenerlasses. D.J.

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