Auch grüne Herzen brauchen Liebe

■ Singles-AG bei der GAL gegründet / Für alle, die „noch echten Bock auf's andere Geschlecht haben“

Einsame Kämpfer und Kämpferinnen. Zwischen Arbeit und PolitTerminen hin und her hetzend – da bleibt wenig Platz fürs Privatleben. Ortsausschüsse werden zu ErsatzpartnerInnen, am Ende des Tages bestraft eine unangewärmte Federdecke den Politik-Aktionismus. Doch damit ist es bei den Grünen nun vorbei. Die GAL gründet eine „Singles-AG“. Für alle die „noch echten Bock auf das andere Geschlecht“ haben. Das Motto: „Singles erhebt Euch und die GAL erlebt Euch!“

Die zwei Frauen und drei Männer aus der GAL-Nord, die die „Arbeitsgemeinschaft“ ins Leben rufen wollen, beschreiben schonungslos den Ernst der eigenen Lage: Ein Vierteljahrhundert nach den Studierendenrevolten sind die Jungspunde von einst zu Apo-Omas und Opas mutiert. „Die politische und auch die sexuelle Revolution haben leider nicht stattgefunden, und seit dem Schicksalsjahr 1989 stehen wir vor den Trümmern der linken Weltanschauung“.

Wie die GALierInnen mit ihren zerbrochenen Träumen fertig werden wollen, beweist der Grün-dungsaufruf: „Einige haben sich ins Liebeskloster verzogen und frönen dort der reinen Minne, andere sind zu 4-Zimmer-Patriarchen aufgestiegen oder mühen sich als Familienmuttis ab. Die einen hatten ihr coming out als Schwule oder Lesben, aber was macht der heterosexuelle Rest, die schweigende Mehrheit?“ Genau das soll die neu zu gründende Arbeitsgemeinschaft herausfinden.

Doch es gibt harte Kriterien für die Aufnahme in den Club der einsamen grünen Herzen, der heterosexuell, strömungsübergreifend und multikulturell sein soll. Da ist nur die Frau willkommen, die sich „nicht zum Feminismus in all seinen Verästelungen bekennt“. Und nur der Mann, der „nicht die Lust hat, auf Männergruppen mit „be-in“ und „sit-in“ auf der Kuscheldecke und in der Hocke auf selbstgestrickten Söckchen herumzuhängen“.

Ein Problem aber dürfte die neue AG haben: Arbeitet sie erfolgreich, strebt sie auf direktem Wege ihrer Selbstauflösung oder der Überführung in eine Pärchen-AG entgegen. Doch an die ferne Zukunft wollen die GründerInnen heute noch keine Gedanken verschwenden. Erst einmal haben sie den kommenden Samstag fest im Blick. Da treffen sich die grünen Herzchen zu ersten Kennlernspielchen im Brauhaus Johannes Albrecht an der Adolphsbrücke 7. Na denn mal ran. An das andere Geschlecht.

Marco Carini