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: Super Bowl 1994: Cowboys gegen Bills

Berlin (taz) – Am Sonntag vor einer Woche bei den Houston Oilers war Quarterback Joe Montana noch der große Mann, als er trotz einer schmerzhaften Handverletzung mit zwei Touchdown-Pässen kurz vor Schluß seine Kansas City Chiefs ins AFC-Conference-Finale führte. „Wie macht er das bloß, wie macht er das bloß“, wunderte sich Safety Bubba McDowell und vermutete eine Art Zauber, während Montana erleichtert seufzte: „Es ist ein gutes Gefühl, noch in einem Stück zu sein, immer noch zu spielen, immer noch zu gewinnen.“ Mit dem Zauber, mit dem Spielen, dem Gewinnen und vermutlich auch dem ganzheitlichen Gefühl war es abrupt vorbei, als die Chiefs bei den Buffalo Bills antraten und genau das geschah, was die meisten Football-Fans außerhalb des Staates New York gefürchtet hatten: Buffalo erreichte zum viertenmal in Folge die Super Bowl, wo sie eigentlich niemand mehr sehen wollte, nachdem sie ihre drei bisherigen Versuche in den Sand gesetzt hatten. Joe Montana hingegen hatte bei seinen vier Super-Bowl-Auftritten mit den San Francisco 49ers jedesmal gewonnen, und zu gerne hätten seine Fans den 37jährigen noch einmal im Dress der Kansas City Chiefs bei Super Bowl XXVIII in Atlanta gesehen.

Doch die Bills stürzten sich in ihrem eiskalten Orchard Park wie ausgehungerte Grizzlybären auf die lebende Legende, und als kurz nach der Halbzeit gleich drei schwergewichtige Bills auf Montana landeten, war auch der Quarterback der Chiefs mit seiner Zähigkeit am Ende. Montana mußte ausscheiden, nachdem von seinen 23 Pässen nur neun angekommen waren. Bei den Bills hingegen hatte Running Back Thurman Thomas mal wieder einen großen Tag erwischt, erlief 186 Yards für sein Team und vollbrachte drei Touchdowns. Am Ende hieß es 30:13 für Buffalo.

So wenig, wie es der Tag des Joe Montana war, so wenig war es der Tag seines Nachfolgers in San Francisco, Steve Young. Auch in dieser Saison war Young wieder der beste aller Quarterbacks, doch der magische Touch, den sein glorreicher Vorgänger, wenn es darauf ankam, besessen hatte, fehlt ihm weiterhin. Bereits fünf Minuten vor Ende ihres Matches gegen die 49ers begannen die Dallas Cowboys ausgelassen zu feiern, ihr überragender Running Back Emmitt Smith, wieder mit zwei Touchdowns, hatte längst seine Schulterpolster abgelegt. Selbst der Ausfall von Quarterback Troy Aikman, dessen Kopf im dritten Viertel mit dem Knie eines Kontrahenten kollidierte, konnte den Cowboys nichts mehr anhaben. Zu diesem Zeitpunkt führten sie bereits mit 28:14, und als die 49ers besser ins Spiel zu kommen schienen, ließ Ersatz-Quarterback Bernie Kosar mit einem Paß auf Alvin Harper alle ihre Hoffnungen dahinschmelzen. Davies versuchte den Ball abzufangen, anstatt Harper anzugreifen, verpaßte, und der Dallas-Receiver hatte plötzlich freie Bahn zum Touchdown.

Am Ende hieß es 35:21 für Dallas, die Neuauflage der Super Bowl 1993, Cowboys gegen Bills, war perfekt. Damals hatten die Zoologischen Gärten von Dallas und Buffalo vereinbart, das nächste neugeborene Tier nach dem Running Back des Siegers zu benennen. Sollten sie diesem schönen Brauch auch heuer frönen, stehen die Chancen sehr gut, daß im Zoo von Buffalo bald ein weiterer Bison, Gorilla, Elefant oder Flamingo auf den hübschen Namen Emmitt Smith hören wird.Matti