Weitere Hilfsaktionen professionell anpacken

■ Interview mit Ulrich Fischer, Bündnis 90/Grüne, über die Notwendigkeit logistischer Veränderungen

Der bündnisgrüne Menschenrechtsreferent Ulrich Fischer ist aktiv in der Koordination der Hilfslieferungen in Deutschland sowie im kroatischen Split.

taz: Herr Fischer, vor Weihnachten haben sich viele Menschen für die Bosnienhilfe engagiert. Doch bisher sind mit Ausnahme zweier Bremer Lastwagen keine Hilfsgüter nach Bosnien gelangt. Wo hakt es?

Fischer: Es ist erfreulich, zu sehen, wieviele Menschen sich für die Bosnienhilfe engagiert haben. In der „Brücke der Hoffnung“ beispielsweise sind 40 Organisationen und Gruppen zusammengeschlossen. Der gute Wille, Bosnien zu helfen, reicht aber nicht mehr aus. Bei vielen privaten Initiativen wurde übersehen, daß die Wege nach Bosnien durch die Gebiete der Kriegsgegner führen. Politische Naivität und bodenloser Leichtsinn haben dazu geführt, daß gerade in der letzten Zeit so mancher Konvoi durch die kroatische Seite abgefangen wurde. Die Hilfsgüter sind dann bestenfalls an die Flüchtlinge in Kroatien und der Westherzegowina gegangen, nicht aber nach Zentralbosnien oder Sarajevo.

Was ist aber die Alternative, was kann getan werden?

Erst einmal muß sich in Deutschland zum Beispiel die Einsicht durchsetzen, daß privat gepackte Familienpakete nicht mehr zu transportieren sind. Diese Familienpakete sind Stein des Anstoßes und Vorwand für die kroatische HVO und die serbische Armee, die Weiterfahrt für die Konvois unmöglich zu machen. Schon jetzt türmen sich die Familienpakete in den Lagerhäusern. Was wir brauchen, sind standardverpackte Ware, die von den Kriegsparteien und dem UNHCR überhaupt in die Hungergebiete durchgelassen werden.

Aber es muß doch sofort etwas geschehen, immerhin warten schon über 2.000 Tonnen Lebensmittel aus deutschen Spenden auf den Weitertransport.

Zur Zeit gibt es maximal 270 Fahrzeuge, die Transporte nach Zentralbosnien und Sarajevo zu bringen in der Lage sind – 200 vom UNHCR, 70 von privaten Organisationen, wie etwa der französischen Hilfsorganisation „Equi Libre“. Ein deutsches Unternehmen dieser Güte gibt es jedoch nicht. Es gilt jetzt, auch für die deutschen Transporte Kapazitäten zu finanzieren. Einerseits wird mit Unterstützung der Deutschen Humanitären Hilfe und des Auswärtigen Amtes ein sogenannter „Deutscher Konvoi“ in Metković unter der Leitung des erfahrenen Experten Schroer aufgebaut. Zum anderen bemüht sich auch die „Brücke der Hoffnung“ in Zusammenarbeit mit „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“, Fahrzeuge zu finanzieren, die dann kontinuierlich fahren sollen. Dies ist der einzige Weg, die „Brücke nach Bosnien“ zu organisieren, so wie wir sie haben wollen. Deshalb bitte ich die Leser, für den Aufbau der Logistik zu spenden: Sonderkonto 45 45, Volksbank Bonn, BLZ 380 601 88.