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Flügelkampf innerhalb des „Leuchtenden Pfads“

■ Hardliner in der peruanischen Guerilla machen Front gegen Friedensdialog / Briefe von Sendero-Chef Guzman als Fälschung bezeichnet / 300 Rebellen gaben auf

Lima (AFP) – In der maoistischen peruanischen Guerillaorganisation „Leuchtender Pfad“ (Sendero Luminoso) tritt der Flügelkampf immer deutlicher zutage. Ein Brief mehrerer inhaftierter Rebellen, in dem Friedensverhandlungen mit der Regierung gefordert werden, wurde am Montag von dem Sendero-Regionalkomitee der Hauptstadt Lima in harschen Worten kritisiert. In einer von der örtlichen Presse veröffentlichten Erklärung des Komitees werden die Sendero-Häftlinge als ein „Haufen bekannter und nachweislicher Überläufer, Verräter und Feiglinge“ bezeichnet.

In ihrem am Vortag von der peruanischen Presse veröffentlichten Brief hatte die Gruppe von Sendero-Häftlingen ihre „entschlossene und beharrliche Unterstützung“ für Friedensgespräche zum Ausdruck gebracht. Der seit September 1992 inhaftierte Sendero- Gründer Abimael Guzman („Genosse Gonzalo“) soll im vergangenen Jahr Präsident Alberto Fujimori in zwei Briefen entsprechende Angebote unterbreitet haben.

Das Lima-Regionalkomitee der Guerillaorganisation bestritt demgegenüber die Echtheit der beiden Briefe Guzmans. Dabei handle es sich um einen „konterrevolutionären Schwindel“ der Regierung, mit dem der Sendero Luminoso ausgeschaltet werden solle.

Das Lima-Regionalkomitee des Leuchtenden Pfads ist nach Angaben von Beobachtern eine Bastion der „Hardliner“ der Organisation, die für eine Fortsetzung des Guerillakrieges eintreten. Der radikal- militante Sendero-Flügel wird diesen Angaben zufolge von Ramirez Durand („Genosse Feliciano“) angeführt, der für eine Serie von Anschlägen in Lima im Dezember aus Anlaß des 100. Geburtstages des chinesischen Revolutionsführers Mao Tse-tung verantwortlich sein soll.

In der peruanischen Amazonasstadt Tingo Maria, 550 Kilometer nordöstlich von Lima gelegen, wurden nach Angaben der Behörden am Montag dreihundert Sendero-Kämpfer, die sich freiwillig ergeben hatten, in einer Kaserne der Öffentlichkeit vorgeführt. Die Guerilleros marschierten an den Militärchefs vorbei und verbrannten anschließend in einer propagandistischen Aktion rote Fahnen mit Hammer und Sichel. Die dreihundert Rebellen hatten sich auf der Grundlage eines seit einem Jahr geltenden „Reuegesetzes“ gestellt. Dieses sieht Strafmilderungen für Rebellen vor, die freiwillig die Waffen niederlegen.

Im südlichen Anden-Departement Ayacucho wurde unterdessen am Montag nach Polizeiangaben ein Ingenieur von mutmaßlichen Sendero-Rebellen erschossen.

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