piwik no script img

■ KommentarAnti-Öko-Gebühr

Der Aufschrei ist programmiert: Ein glattes Viertel mehr Müllgebühren, das ist ein Thema für Medien und Opposition. Der schmerzhafte Griff ins Portemonaie des Bürgers läßt sich stets in populistischen Schlagzeilen leicht geißeln. Von denen, die selbst die Müllberge nicht wegzuräumen haben.

Deshalb eins vorweg: Eine Müllentsorgung, welche die Umwelt weniger belastet als herkömmliche Deponierungsverfahren, hat ihren Preis. Wäre der konsequente Weg in diese Richtung der Grund für den Gebührenschock, wäre jedes Wort der Kritik ein Wort zuviel. Wer müllt und damit die Umwelt zerstört, soll blechen. Auch mehr als jetzt geplant. Doch gerade hierum geht es in Hamburg nicht: Es ist die umweltpolitisch nicht mehr zu verantwortende Ablagerung des Hamburger Abfalls auf der Skandaldeponie Schönberg, der die Preise nach oben treibt. Hierin liegt der Skandal.

Der längst angekündigte Schönberg-Ausstieg wird Jahr um Jahr vertagt, die flächendeckende Einsammlung des Hamburger Bio-Mülls und seine Kompostierung bleiben Zukunftsmusik. Deshalb muß es in Zukunft heißen: Mehr Müll vermeiden und den nicht vermeidbaren Müll so umweltschonend wie möglich verwerten, auch wenn das die Gebührenspirale weiter nach oben treibt. Aber auch: Einfrieren der HVV-Gebühren um so den Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn zu forcieren. Mit Steuern und Gebühren läßt sich trefflich Umweltpolitik betreiben. Nur hier hat Hamburg in den vergangenen Tagen zwei völlig falsche Signale gesetzt. Statt notwendiger Öko-Steuern zahlen wir nun Anti-Umwelt-Gebühren. Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen