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Betr.: "Eine anachronistische Bewegung", taz vom 19.1.94

[...] Wo auch immer aussichtsloses Elend allzu bedeutende Volksaufstände hervorbrachte, wurden meist auch vage Agrarreformen versprochen. Ob auf den fernen Philippinen von Aquinos 1986, längst vergessen, ob in Guatemala 1952, längst zu Grabe getragen und wie allerorts den US-Profitinteressen gewichen. Und trotz theoretischer Agrarreformgesetze kämpfen die kolumbianischen Indigenas im Cauca und Boyaca immer noch vergeblich – Folter, Mord, Entführungen sind die (in)offiziellen Antworten. Und welche Chancen hat der parlamentarische Weg? Vor kurzem verfolgte ich in Kolumbien die Präsidentschaftskampagne der amnestierten Guerilla-Gruppe M 19. In Koalition mit den sogenannten Liberalen, die sich von jeher mit den Konservativen den Machtkuchen teilen. Es scheint sehr blauäugig zu hoffen, die M 19 könne auf diese Weise auch nur im geringsten an der herrschenden unterirdischen Wirtschaftskriminalität rütteln ...

Die Antwort auf den Schrei der Zapatisten kann sich also wohl nicht in einem nachsichtigen „gewiß, gewiß ...“ von der Spitze der Sozialpyramide erschöpfen. Höher und höher strecken sich diese Pyramiden weltweit. Nur scheint es die da „ganz oben“ noch nicht schwindlig zu machen. Dagmar Brocksin, Berlin

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