Unterm Strich

Ganz recht, es handelt sich bei der Auseinandersetzung um den Film „Beruf Neonazi“ um einen Fortsetzungsroman. Was zuletzt geschah: Der Film, ursprünglich für das Max-Ophüls-Filmfestival in Saarbrücken avisiert, wurde abgesetzt, nachdem der Sohn Max Ophüls', Marcel, gedroht hatte, den Namen seines Vaters nicht länger zur Verwendung zuzulassen. Mittlerweile hat sich, wen wundert's noch, endlich neben Wiglaf Droste und anderen auch Oskar „Toskana Victualia Regalia“ Lafontaine in die Debatte eingeschaltet – als Landesvater gewissermaßen –, und zwar mit der überaus interessanten und zugleich irgendwie launigen Bemerkung, man möge sich doch noch einmal die „Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiß ansehen (zu welchem Ende genau hat er nicht verraten). Von einer Zensur würde er, Oskar, aber doch absehen in diesem Falle.

Leichte Schwindelanfälle erlebt man, wenn man hört, daß der Oberbürgermeister der Stadt Saarbrücken, Herr Hajo Hoffmann, am Dienstag erklärt hat, man habe den Film mit Rücksicht auf die jüdischen Mitbürger in der Stadt aus dem Programm genommen. Ist das nicht ein bißchen dünn, das Eis auf dem wir da gehen, Herr OB? Wenn uns Neonazis nur solange stören, wie sie die jüdischen Mitbürger stören? Sind die zuständiger für solche Sachen als wir?

Inzwischen hat, wie die USA Today meldet, der Name „Bobbitt“ (von Lorena, Sie wissen schon) in gewissen gschamigen Fernsehprogrammen wie zum Beispiel „Married with Children“ das Wort für Penis ersetzt. Normalerweise dauert es fünf Jahre, bis neue Wörter ihren Weg in den Webster's Dictionary machen; aber vielleicht geht es mit diesem schneller.

Daniel Day-Lewis, der Hollywood-Schauspieler, der sich inzwischen für naßhaarige Kraftauftritte profiliert hat, gibt als nächstes einen Mann, der fünfzehn Jahre lang fälschlich als IRA-Terrorist eingesperrt war. Der real existierende Mann, a certain Mr. Conlon, mußte das Kino während der Premiere verlassen, weil ihm körperlich schlecht wurde. Emma Thompson gibt die Anwältin des Mannes.

Über 70 Prozent aller Amerikaner, und die müssen es ja nun wirklich irgendwie wissen, glauben, daß speziell die aktuellen Filme zu viel Gewalt zeigen, 68 Prozent glauben, daß diese Gewalt reale Gewalt zur Folge hat.

Der französische Schriftsteller Christophe Bataille ist am Dienstag in Paris für seinen Roman „Annam“ mit dem Literaturpreis „Prix des Deux-Maggots“ ausgezeichnet worden. Der Roman schildert das Leben französischer Missionare, die Ende des 18. Jahrhunderts nach Vietnam geschickt wurden, dort schlicht und ergreifend vergessen wurden und sich so schließlich entschlossen, dort selbst ein neues Leben zu beginnen. Irgendwie bedrückend ist die Tatsache, daß dieser Bataille erst 21 Jahre alt ist.