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Ab Montag wird im Westen gewarnstreikt

■ Urabstimmung über Streik anvisiert

Berlin (AFP) – Die IG Metall wird von Montag an in den westdeutschen Tarifbezirken und Westberlin mit Warnstreiks versuchen, ihre Tarifforderungen durchzusetzen. Das kündigte der zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Walter Riester, gestern in Berlin an. Ein Ausstand sei zwar nichts, „was wir gerne tun“, doch sehe sich die IG Metall angesichts der starren Haltung der Arbeitgeber dazu gezwungen. Morgen läuft die Friedenspflicht in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie mit ihren 3,6 Millionen Beschäftigten aus. Im baden-württembergischen Bezirk Südwest und im Saarland wurden die Verhandlungen gestern in der dritten Runde ergebnislos abgebrochen.

Riester warf – so wie er das schon die ganze Woche über tut – einem Teil der Arbeitgeber vor, die Bundesrepublik willentlich in einen „Großkonflikt“ treiben zu lassen. Zwar sei ein neues Tarifergebnis in der Metallindustrie noch nie in der Friedenspflicht erzielt worden, doch sei die Situation in diesem Jahr „sehr zugespitzt“. Es gebe „Elemente, die wir bisher nicht erlebt haben“. Die ungewöhnliche Kündigung der Tarifverträge durch die Arbeitgeber sei bereits ein Signal dafür gewesen, daß die andere Seite von Anfang an auf einen für sie günstigeren Abschluß hingesteuert habe. Die IG Metall fordert beschäftigungssichernde Maßnahmen und Lohnerhöhungen bis zu sechs Prozent. Die Kürzungsforderungen der Arbeitgeber beim Urlaubsgeld und der Überstundenbezahlung summieren sich demgegenüber auf etwa zehn Prozent.

Nach Angaben Riesters ist die IG Metall auf Urabstimmungen über einen Streik eingestellt. Viele Betriebe wüßten genau, daß sie einen fünf- bis sechswöchigen Arbeitskampf nicht überleben würden. Die Streikbereitschaft der Arbeitnehmer schätzte er selbst dennoch als gut ein. Die Beteiligung an einem Ausstand würde nicht an der wirtschaftlich schlechten Lage leiden, erklärte Riester optimistisch.

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