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Ost-Nachrichten in Bonn nicht gefragt?

■ Wessi verkauft Ex-DDR-Agentur

Berlin (dpa/taz) – Das Angebot kam aus dem Faxgerät, und der Betriebsrat staunte nicht schlecht: „Man bekommt nicht jeden Tag eine Nachrichtenagentur geschenkt“, sagte Wolfgang Leifheit gestern auf einer Pressekonferenz in eigener Sache. Der Börsenjournalist Bolko Hoffmann, der den Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst (ADN) vor zwei Jahren von der Treuhandanstalt erworben und mit seinem Deutschen Depeschendienst (ddp) zusammengelegt hatte, will aussteigen. Er bietet die ehemalige DDR- Agentur den heute rund 100 Festangestellten und 150 Teilzeitbeschäftigten zum Preis von einer Mark zum Kauf an.

Am kommenden Montag soll eine Betriebsversammlung über das überraschende Angebot beraten. Einen Zeitpunkt für den Eigentümerwechsel nannte Hoffman nicht. Er hat bis auf weiteres den ehemaligen Reuter-Mitarbeiter Wolf Schneider zum neuen Geschäftsführer bestellt. Die Agentur habe bisher „kleine schwarze Zahlen“ geschrieben und sei „absolut gesund“. Aber der Wessi hat den Verdacht, daß mal wieder eine Ostfirma platt gemacht werde. Die Deutsche Presseagentur (dpa), Marktführerin auch in Ostdeutschland, und das Bundespresseamt wollten ihn aus dem Markt werfen: Als einziger Agentur seien dem ADN 1995 und 1996 Kürzungen von 20 Prozent angedroht worden. Den Löwenanteil kassiere die dpa – zum Beispiel den gesamten Etat für „Öffentlichkeitsarbeit im Ausland“ von 11,25 Millionen Mark. Auf diesem Polster beliefere dpa die ostdeutschen Medien mit Rabatten bis zu 75 Prozent.

Keine guten Aussichten also für eine Mitarbeitergesellschaft. Einen „klaren Wettbewerbsverstoß“, wie ihn Hoffmann kritisiert, kann Walter Richtberg, Vorsitzender der Geschäftsführung der dpa, nicht erkennen. Seine Agentur habe ihre Position „durch journalistische Leistung errungen“, und die Bundesgelder für die Auslandsdienste deckten „bei weitem nicht die Kosten“. nh

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