■ Urdrüs wahre Kolumne
: Amselkeller ist gelogen !

Eine junge Frau mit allen äußeren Attributen der Drogenabhängigkeit kauert ziemlich erbarmungswürdig auf einer Bank der Straßenbahnlinie 3 Richtung Giftecke. Mehrfach versucht ein Herr im Habitus des Filialleiters einer amerikanischen Imbißkette, mit ihr in Kontakt zu treten. Erst verstohlenes Winken, dann unauffälliges Ansprechen. Sie schweigt. Schließlich reibt er ihr einen Geldschein unter die blasse Nase, sie dabei an die Schulter fassend. Darauf eine sehr schöne sehr laute Reaktion des Objekts der verdrucksten Begierde. „Verpiß dich, Alter. Eh ich mit dir was mache, geh' ich lieber in Therapie!“ Ach würden doch auch die herkömmlichen ArbeitnehmerInnen dieses Landes ein bißchen Rückgrat dieser Qualität gegenüber ihren jetzigen und künftigen Chefs beweisen...

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Wer nicht mehr zu den ganz jungen LeserInnen dieses literarischen Setzkastens für das unartige Kind gehört, wird ihn noch kennen, den berühmten Billigrotwein aus Titos Jugoslawien, der als Amselfelder im hiesigen Discounthandel zu haben war. Und jetzt nutzt wahrhaftig ein betrügerischer Weinhändler als Kriegsgewinnler die Zustände auf dem Balkan aus, um ein Produkt in absolut identischer Aufmachung unter dem Namen Amselkeller auf den schwefelsauren Markt zu bringen. Die als spanischer Rotwein deklarierte Brühe hat mit dem Jugo-Sorgenbrecher soviel zu tun wie die kleine Kokshandlung von Boljahns lustiger Witwe mit dem großräumigen der bremischen Wirtschaftsförderung.

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Tausend Mark soll Deichhauptmann Gerold Janssen zahlen für seinen Farbeimer- und Pinselkampf um das Leben von Bachstelze, Igel und Weide im Bereich Uni-Ost. Der niederträchtige Bürokrat aber, der dieses Unrecht verfügte - ihm wird die Siemens AG jetzt vielleicht einen Brötchen-Toaster oder eine Heizdecke schenken. Ich aber sage euch: Wenn der letzte Frosch das Laichen vergißt und der letzte Storch das Kinderbringen aufgibt, so werdet ihr merken, daß man aus Aktenstaub und Geldsäcken keine süßen kleinen Babies klonen kann!

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Wenn's dieser Tage mal den einen oder anderen bestialischen Mord im Großraum Bremen gibt, hier ein vorsorglicher Hinweis aus der Bevölkerung an die Ermittlungsbehörden: In der Stadthalle toben sich derzeit bei der Musikschau der Nationen jede Menge junger Männer aus, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Besonderer Aufmerksamkeit empfohlen seien die Marschierer der Fremdenlegion - die Kumpel sind brandgefährlich!

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Um den Titel “Arschloch des Monats“ bewirbt sich diesmal mit guten Erfolgsaussichten jener Mitarbeiter der gelben Post in Bremen, der mittels Stichprobe herausfand, daß das Info eines gemeinnützigen Vereins gegen die Versandvorschriften für Büchersendungen verstieß. War doch im Innenteil des Blättchens ein Hinweis, daß eine Dokumentation über binationale Familien für 7 Mark zu beziehen sei. Dies aber verstoße gegen das Verbot der Anpreisung, die nur auf den letzten 5 Seiten zulässig sei. Und prompt verdonnerte der Postler die Empfängerin zu 25 Groschen Nachporto. Mit solchen Knechten aber sitzen wir gemeinsam im Raumschiff Erde, teilen wir uns die Verantwortung für das Ozonloch und wenn wir ganz großes Pech haben, auch noch das Abteil im Nahverkehrszug Bremen-Bassum.

Ulrich Reineking-Drügemöller