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4.000 Thyssen-Arbeiter bekommen blauen Brief

■ Rau lädt Stahl-Betriebsräte ein

Düsseldorf (dpa/AFP) – 4.000 Stahlkochern bei Thyssen droht schon zum April die Kündigung. Hohe Verluste im Stahlbereich haben den gesamten Thyssen-Konzern im Geschäftsjahr 1992/93 mit 994 Millionen DM tief in die roten Zahlen gedrückt. Das war ein neuer Minusrekord in der Nachkriegsgeschichte des Konzerns, das noch im Jahr zuvor ein Plus von 350 Millionen Mark verbucht hatte. Der Stahlbereich sei keine „heilige Kuh“, sagte Konzernchef Kriwet. „Vorstand und Management der Thyssen Stahl AG wissen, daß sich die Thyssen-Gruppe mittelfristig einen massiven Verlustträger nicht leisten kann, nicht leisten will und wird“, sagte Kriwet. Das Undenkbare müsse diskussionsfähig gemacht werden. Im Stahlbereich wolle Thyssen nicht wie in den anderen Sparten wachsen, sondern ihn bei den Kosten herunterfahren und damit wieder gut verdienen. Kriwet erteilte einer Fusion mit dem Konkurrenten Krupp-Hoesch erneut eine Absage. Der ganze Stahlbereich in Deutschland krankt: Die deutsche Rohstahlproduktion ist 1993 in ganz Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent auf 37,63 Millionen Tonnen zurückgegangen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sank die Rohstahlerzeugung im alten Bundesgebiet um 6,1 Prozent auf 34,48 Millionen Tonnen, während sie in den neuen Ländern immerhin um 5,5 Prozent auf 3,15 Tonnen stieg.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) hat die Betriebsräte der von Massenentlassungen bedrohten Stahlunternehmen unterdessen zu einer Konferenz eingeladen. Das Treffen soll wahrscheinlich am Sonntag in Düsseldorf stattfinden. Eingeladen sind unter anderem die Betriebsräte von Krupp-Hoesch und Thyssen. Krupp-Hoesch kündigte den Abbau von 2.800 Stellen bis Ende 1994 an. Die dann erreichte Zahl von 15.000 Beschäftigten soll 1995 nochmals um zehn Prozent verringert werden.

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